Die vergangenen Jahre haben uns, was Epidemien anbelangt, schwer gebeutelt und hochsensibel gegenüber Krankheiten gemacht. Ich möchte heute nicht über meine oder deine Krankheiten reden, sondern über die unserer Wohnmobile – genauer gesagt, über potentielle „Krankheiten“. Ein davon ist die sogenannte Dieselpest.

Es geht um eine unschöne Sache mit dem grauenvollen Namen „Dieselpest“, weniger schlimm klingende Bezeichnungen sind „Schimmel im Diesel“ oder noch weniger dramatisch „Verunreinigungen im Dieseltank“. Egal wie du es nennen magst, es ist und bleibt unschön, wenn es dich – beziehungsweise dein Wohnmobil – betrifft.

Wie bei jeder Krankheit bei uns Menschen gibt es auch hier Symptome, „Heilmittel“, ein „böses Ende“, wenn man nichts dagegen unternimmt, sowie eine Möglichkeit der Prophylaxe. Ansteckend ist es nicht, aber – ebenfalls vergleichbar mit der Erkrankung eines Familienmitgliedes – wir leiden mit.

Heute möchte ich dir ein paar Fragen bezüglich dieses Themas beantworten.

geschätzte Lesedauer für diesen Beitrag: 5 Minuten

Unter Dieselpest versteht man eine Verunreinigung des Dieselkraftstoffes, und zwar auf biologische Art. Ganz einfach ausgedrückt: Dein Diesel schimmelt.

Wie entsteht Schimmel im Diesel?

Bakterien, Pilze und Hefen – also Mikroorganismen – breiten sich im Dieseltank deines Wohnmobils aus und bilden im Laufe der Zeit so etwas wie Schlamm.

Warum kommt es zu Dieselpest?

Dieselpest entsteht in erster Linie dann, wenn im Tank der Wasseranteil sehr hoch ist. Zwar ist laut Gesetz ein maximaler Wasseranteil von 0,02 % (entspricht 200 mg/kg, vergleichsweise ein über den Eichstrich gefülltes Schnapsglas pro Tankfüllung) beim Dieselkraftstoff erlaubt, aber es kommen noch weitere Kriterien wie Kondenswasserbildung etc. hinzu. Das alles zusammen begünstigt die Ausbreitung der oben erwähnten Mikroorganismen.

Übrigens weiß ich nicht, wie andere (Reise)Länder das handhaben, es ist jedoch davon auszugehen, dass nicht alle solch strenge Vorschriften bezüglich des Wasseranteils haben wie wir.

Wie kommt das Wasser in den Dieseltank?

Es gibt gleich mehrere Gründe, warum sich in deinem Dieseltank Wasser ansammeln könnte:

  • Verunreinigter Kraftstoff an der Tankstelle (Ist selbst trotz strenger Vorschriften und Kontrollen möglich.)
  • Beim Tanken durch undichte Tankstellentanks oder deren Be- und Entlüftungen
  • Kondensation der Luft im Tank bei (starken) Temperaturschwankungen
  • Kondenswasserbildung auch aufgrund der abgegebenen Wärme des Diesels durch den laufenden Motor, wobei sich der Treibstoff anschließend wieder abkühlt und es zur  Kondensation kommen kann
  • Die Tankbelüftung saugt bei starkem Regen Wasser an – etwa durch Gischtwolken des Vordermannes oder deine eigenen Vorderräder, Durchfahren mehrerer Pfützen oder des auf der Straße stehenden Wassers
  • Nicht dicht schließender Tankdeckel sowie ungünstiger Sitz der Tanköffnung, so dass größere Mengen Regen- oder Spritzwasser eintreten können
  • Es gibt Länder – beispielsweise in Afrika – wo absichtlich Wasser für einen höheren Gewinn beim Verkauf in die Tankfässer gekippt wird

Bei allem (außer beim letzten, bei den meisten von uns eher unwahrscheinlicheren Fall) handelt es sich eher um sehr geringe Mengen von Wasser, deren Summierung sich jedoch unter bestimmten Umständen (siehe unten) zur Dieselpest entpuppen kann.

Übrigens sammelt sich das Kondensat unten am Boden des Kraftstofftanks, weil Wasser schwerer ist als Diesel. Allerdings erfolgt die Kraftstoffentnahme beim Betrieb des Motors zwar im unteren Tankbereich, jedoch meist nicht so tief, wie das Wasser sitzt. Vorausgesetzt, es handelt sich lediglich um eine geringe Menge Wasser. Kleinere Mengen von Wassertröpfchen können dann vom Dieselfilter aufgefangen werden, der natürlich regelmäßig gereinigt oder gar gewechselt werden sollte.

Wann genau tritt Dieselpest auf?

Wie bereits erwähnt, tritt Dieselpest dann auf, wenn der Wassergehalt im Kraftstofftank zu hoch ist. Das jedoch kann kaum passieren, wenn du permanent, beziehungsweise häufig mit deinem Wohnmobil unterwegs bist.

Andersherum:

Die Gefahr von Dieselpest erhöht sich, wenn du nur sehr wenig mit deinem Wohnmobil unterwegs bist, speziell dann – siehe auch Temperaturschwankungen/Kälte –, wenn es im Winter über einen längeren Zeitraum steht.

Daher wird auch dazu geraten, das Wohnmobil in diesem Fall mit einem gut gefüllten Kraftstofftank abzustellen. Dadurch bleibt logischerweise auch weniger Volumen für Wasser übrig.

Welche Fahrzeugarten sind von Dieselpest betroffen?

Wie der Name bereits verrät, sind natürlich Dieselfahrzeuge betroffen. Aber auch hier macht es einen Unterschied, denn PKW und LKW sind so gut wie nie in Gefahr, an Dieselpest zu „erkranken“. Warum?

Ganz einfach: Sie sind regelmäßig(er) unterwegs, was heißt, dass sie innerhalb von 5-6 Monaten – wenn viele Wohnmobile Winterschlaf halten – mehrmals vollgetankt werden und somit der Ausbreitung der Mikroorganismen keine Chance gegeben wird. Gleiches wirst du übrigens auch bei Bootsbesitzern hören: diejenigen, die ihr Boot saisonal zu Wasser lassen, haben mit Dieselpest zu kämpfen.

Ist Dieselpest eine Neuerscheinung?

Ich muss zugeben, dass ich trotz meiner mehrjährigen Erfahrung im Umgang mit meinen Wohnmobilen sowie deren Problemen, die mehrheitlich zum Glück oft „Kinderkrankheiten“ waren, bis vor ein paar Wochen noch nie etwas von Dieselpest gehört habe.

Ja, Verunreinigung des Dieselfilters … das bezog ich jedoch nie auf Wasser im Tank. Bis vor ein paar Wochen mein Display am Wohnmobil aufleuchtete und mich ermahnte, ich solle nach dem Dieselfilter schauen. Natürlich war ich gerade nicht in der Nähe meiner heimischen Werkstatt, und so rief ich den ADAC. Kurz und gut: Durch ihn gesellte sich die Vokabel „Dieselpest“ zu meinem Wortschatz.

Nein, Dieselpest ist keine Neuerscheinung. Sie existierte, aber eher selten.

Dennoch: Ein bisschen ist es schon eine Art „neue Krankheit“, denn erst seit der Existenz des Biodiesels spricht man von ihm als Hauptverursacher der Dieselpest.

Was Biodiesel mit der Dieselpest zu tun hat

Hergestellt wird Biodiesel in Europa in erster Linie aus Rapsöl. Seit 2009 wird hierzulande Biodiesel mit bis zu 7 % dem mineralischen Dieselkraftstoff beigemischt (Kennzeichnung an Tankstellen: B7).

Warum aber ist die Beimischung von Biodiesel so ausschlaggebend für die Dieselpest?

Ganz einfach: Biodiesel ist zwar nachhaltig und somit umweltfreundlicher, dafür jedoch nur begrenzt haltbar und hat – was für unser Thema besonders eklatant ist – einen höheren Wassergehalt. Allein durch diese Tatsache werden den vorhandenen Mikroorganismen für ihr Wachstum Tür und Tor geöffnet.

Biodiesel hat einen höheren Wassergehalt und ist daher anfälliger für die Entstehung von Schimmel.

Vollkommen unfachmännisch ausgedrückt bedeutet das: Der Bioanteil aus Rapsöl beginnt zu schimmeln und die Pest nimmt in deinem Tank ihren Anfang.

Wenn du jetzt dem allen entgegensetzt, dann würdest du eben Kraftstoff ohne Dieselöl tanken, so muss ich dich ein wenig „erden“: Auch wenn keine Pflicht zur Beimischung besteht, ist Dieselkraftstoff ohne Biozusätze nicht überall zu haben. Aber das gibt es!

Welchen Schaden kann Dieselpest anrichten?

Wie bei Krankheiten am und im menschlichen Körper auch, kann die Dieselpest im schlimmsten Falle ebenfalls zum Exitus führen. Klingt schrecklich!? Ist es auch! Aber die gute Nachricht: Es kann etwas dagegen getan werden, sowohl bei „Erkrankung“ als auch prophylaktisch.

Welche Art von Schäden verursacht die Dieselpest aber nun?

Schlimmstenfalls kann Schimmel im Diesel zu gravierenden Motorschäden führen.

Zunächst einmal kann das Wasser bereits an der Einspritzpumpe Schäden verursachen, da durch das nicht hierher gehörende Wasser die Schmierfähigkeit verloren geht. Anfangs läuft die Pumpe in der Regel noch, die Mikroorganismen jedoch schädigen immer mehr den Dieselfilter, was zur Folge hat, dass dein Wohnmobil nicht mehr die volle Leistung bringt.

Spätestens dann solltest du hellhörig werden!

Bedenklich wird es, wenn sich die Pilze und Bakterien im Einspritzsystem richtig festsetzen. Auch das merkst du: der Motor ruckelt, es entwickelt sich Rauch. Hinzu kommt, dass es durch die Verkeimung zu Biokorrosion im Tank und Treibstoffsystem kommen kann, was in manchen Situationen gefährlich werden kann, etwa, wenn der Motor plötzlich seinen Dienst versagt.

Letztendlich geht der Motor kaputt, wenn du nicht rechtzeitig reagierst.

Was kann ich vorbeugend gegen Schimmel im Diesel tun?

  • Kraftstoff ohne Zugabe von Biodiesel verwenden
  • Kondenswasser im Tank vermeiden
  • Wohnmobil regelmäßig bewegen

Wie bereits erwähnt, könntest du zu Kraftstoff ohne Zugabe von Biodiesel greifen, da dieser wesentlich weniger anfällig für Bakterien ist. So verzichtet beispielsweise ARAL beim hochwertigen Ultra-Diesel auf die Beimischung von Biodiesel. Ferner gibt neben ARAL auch noch BP an, seinem Ultimate-Premiumdiesel keinen Biodiesel beizumischen. Allerdings können dennoch aus produktionstechnischen Gründen Spuren enthalten sein…

Dieser Rat zum Tanken biodieselfreien Kraftstoffs gilt vor allem dann, wenn du nicht innerhalb des kommenden halben Jahres so viel fährst, dass du erneut tanken musst.

Ein weiterer wichtiger Ratschlag ist der, dem Tank keinen, oder zumindest wenig Raum zu geben, um (Kondens)Wasser zu bilden. Das funktioniert bestens, indem du den Tank entweder komplett leerst – was nicht sehr einfach ist – oder besser noch ihn möglichst ganz voll tankst, wenn du dein Wohnmobil in den Winterschlaf schickst oder über Wochen oder gar Monate nicht bewegst.

Mein persönlich favorisierter Tipp lautet: Bewege dein Wohnmobil! Fahre raus und genieße das Leben!

Experten raten zudem zu folgendem:

Besitzt dein Wohnmobil einen Kraftstofffilter mit Entwässerungsfunktion, solltest du die entsprechenden Herstellervorgaben befolgen.

Mancherorts wird zudem zu speziellen Additiven gegen Dieselpest geraten. Dazu gehört auch das Anti-Bakterien-Diesel-Additiv von Liqui Moly, ein Biozid, das die Mikroorganismen im Kraftstoffsystem bekämpfen soll. Diesem Produkt werden weitere helfende Eigenschaften nachgesagt. Ich selber kann dazu keine Erfahrungen beisteuern.

Wie kann ich Dieselpest rechtzeitig erkennen & was ist zu tun?

Zunächst einmal musst du erkennen, ob dein Wohnmobil mit Dieselpest „infiziert“ ist, und zwar möglichst nicht erst dann, wenn der Motor bereits beginnt zu streiken!

Öffne den Tank beim stehenden Fahrzeug: Wenn du einen gammeligen Geruch wahrnimmst, solltest du hellhörig werden: Nicht wie in einer Tankstellenwerbung versprochen der Tiger, sondern die Dieselpest sitzt im Tank.

Folgendes ist dann zu tun:

  1. Kraftstofftank leeren
  2. Kraftstofftank reinigen – gegebenenfalls austauschen
  3. Dieselfilter austauschen
  4. Kraftstoffleitungen reinigen

Kann ich die Dieselpest selbst bekämpfen?

In der Regel sind das alles Arbeiten, die eine Werkstatt erledigen sollte – allein schon aus Umweltschutzgründen. Zudem benötigst du zur Tankentleerung normalerweise eine Bühne.

Ist die Dieselpest jedoch bereits so weit fortgeschritten, dass der Motor „muckt“, dann muss das gesamte Einspritzsystem komplett gereinigt werden. Dabei kann es sein, dass verschiedene Teile wie Injektoren oder Pumpen repariert, wenn nicht gar ersetzt werden müssen. Dafür kommen normalerweise Spezialwerkstätten infrage.

Ich habe gehört, dass es Wohnmobilhersteller geben soll, die bei auftretender Dieselpest vorschreiben, alle Kraftstoffsystemteile, welche mit dem kontaminierten Kraftstoff Kontakt hatten, ausgetauscht werden müssen. Ich würde mal – ohne es fundiert zu wissen – behaupten: Eine kostspielige Sache!

Kosten für die Entfernung von Schimmel im Dieseltank

Mit folgenden Kosten musst/kannst du rechnen:

  • Sind „nur“ Tank, Filter sowie ein Teil der Kraftstoffleitungen betroffen, kommst du – je nach Fahrzeugtyp – mit 1.000-2.000 € weg.
  • Sollten Teile des Kraftstoffsystems gereinigt oder gar ersetzt werden müssen, wird die Fünfstelligkeit beim Preis erreicht.

Einige Fachleute raten, das bereits oben erwähnte Anti-Bakterien-Diesel-Additiv von Liqui Moly als eine Art „Rosskur“ von einer Mischung 1:200 bei Befall zu verwenden. Um zu erfahren, ob es wirklich hilft, solltest du mindestens einen Fachmann zu Rate ziehen.

Fazit & Zusammenfassung: Dieselpest

Dieselpest ist eine biologische Verunreinigung im Kraftstoff, es bedeutet also nichts anderes, als dass der Wasseranteil in deinem Tank schimmelt, was schlimmstenfalls – wenn es nicht rechtzeitig entdeckt wird – einen enormen Motorschaden und vor allem hohe Summen an Reparaturkosten nach sich zieht.

Meine – vielleicht nicht ganz so fachmännischen, jedoch fundierten – Tipps zur Vorbeugung sind:

  • Fahre so oft es geht mit dem Wohnmobil.
  • Wenn es denn doch längere Zeit stehen muss, tanke es voll.
  • Tanke nicht (immer) den billigsten „Fusel“, achte auf Qualität beim Diesel – eventuell sogar auf biodieselfreien Kraftstoff. (Der Mehrpreis rechnet sich!)
  • Achte darauf, dass die Tankabdeckung richtig dicht schließt und kein Regenwasser eindringen kann.
  • Möchtest du ein Additiv verwenden, solltest du nach dem Einfüllen unbedingt noch etwas fahren, damit sich dieses im kompletten System ausbreitet, wo es dann wirken kann.

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