Weder Belgien noch Luxemburg sind typische Urlaubsländer, und manch einer von uns Wohnmobilisten kennt beide lediglich von der Durchfahrt, beziehungsweise Luxemburg vom Zwischenstopp an einer der Tankstellen, weil dort der Sprit sowie Kaffee und Spirituosen billiger sind als bei uns. Genauso erging es mir jahrelang, bis ich mich endlich dazu aufraffte, beide Länder kreuz und quer zu durchreisen. Und siehe da, Belgien und Luxemburg hatten von da an einen neuen Fan.

Da auch du sicherlich die beiden Länder kaum oder noch gar nicht kennst, möchte ich dir kurz ein paar Fakten nennen:

Beide gehören zu den insgesamt drei Benelux-Ländern und grenzen an Deutschland. Während Belgien ein Königreich ist, ist Luxemburg ein Großherzogtum, beide sind jedoch parlamentarische Demokratien. Belgien, zwischen Nordsee und Ardennen liegend, grenzt an Deutschland, die Niederlande, Luxemburg und Frankreich. Die Nachbarländer Luxemburgs sind Frankreich, Belgien und Deutschland.

Luxemburg ist flächenmäßig eines der kleinsten Staaten weltweit (2.586 km2) und Belgien punktet ebenfalls nicht unbedingt mit einer großen Fläche, ist es doch fast nur so „groß“ wie Nordrhein-Westfalen.

Das Großherzogtum Luxemburg gliedert sich in 12 Kantone und besteht aus 105 Gemeinden. Es ist multikulturell, was nicht zuletzt an Einrichtungen wie dem Verwaltungssitz der EU, dem Sitz des Europäischen Gerichtshofes, des Europäischen Rechnungshofes, der Europäischen Investitionsbank und der Universität liegt. Amtssprachen sind neben Letzebuergisch auch Deutsch und Französisch.

Belgien ist in drei Regionen unterteilt: Wallonien, Flandern und Brüssel. Offizielle Landessprachen sind Flämisch (Niederländisch), Deutsch und Französisch.

Trotz ihrer geringen Größe haben beide Länder jede Menge Sehenswürdigkeiten und fantastische Landschaften.

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Warum gerade Belgien?

Ein nicht zu verachtender Grund ist, dass Belgien relativ nahe an Deutschland liegt und du – je nachdem in welcher Region du wohnst – gut und gerne mal „kurz“ für ein paar Tage oder ein Wochenende hinfahren kannst.

Belgien besitzt viel Sehens- und Erlebenswertes, auch kulinarisch kann es gut mit anderen Ländern mithalten. Man denke nur an die 400 (manche Quellen sprechen sogar von 1.000!) verschiedene Biersorten, die in mehr als 100 Brauereien hergestellt werden, die köstlichen belgischen Pralinen oder die wirklich absolut leckeren belgischen Pommes.

Weitere wichtige Gründe, nach Belgien zu fahren, sind:

  • Die fantastische Hochmoorlandschaft, das Hohe Venn
  • zahlreiche historische Stätten wie das berühmte Waterloo, Teile des einstigen Atlantik Walls oder die Schützengräben von Ypern
  • „schwebende“ und Berge hinunter- oder hinauffahrende Schiffe
  • atemberaubende Städte wie Brügge, Gent oder die Diamantenstadt Antwerpen
  • viele kleine, sehenswerte Orte wie Spa (Wellness & Rennstrecke), Dinant (Geburtsort Adolphe Sax‘, Erfinder des Saxophons), Aalst, Bastogne, Tournai und viele mehr
  • zahlreiche interessante Museen wie das Biermuseum in Rodt am Tomberg, das Euro Space Center in Transinne, das Automuseum in Leuze-en-Hainaut, das Haus des Landlebens und der vergessenen Berufe in Han-sur-Lesse und viele mehr
  • Schlösser, Burgen, Grotten, Begijnhöfe, etliche Grote Markten und Beffrois

Übrigens hat das kleine Belgien auch zahlreiche Berühmtheiten hervorgebracht. Dazu zählen der bereits erwähnte Monsieur Sax, aber auch der Rennfahrer Jacky Ickx, der Radrennfahrer Eddy Merckx, die Comic-Väter der Schlümpfe, von Tim & Struppi sowie von Lucky Luke, der Actionfilm-Held Jean-Claude Van Damme, der Chansonnier Jacques Brel, der Sänger Helmut Lotti, der Schriftsteller Georges Simenon und natürlich etliche bekannte Maler wie René Magritte, Peter Paul Rubens oder Pieter Bruegel der Ältere.

Nicht zuletzt punktet Belgien mit kilometerlangen Sandstränden an der Nordsee und bekannten Badeorten sowie einigen Wohnmobil-Stellplätzen und natürlich etlichen Campingplätzen.

Warum gerade Luxemburg?

Auch Luxemburg liegt nahe an Deutschland und ermöglicht somit ebenfalls vielen deutschen Wohnmobilfahrern einen Kurztrip.

Trotz seiner minimalen Größe hat Luxemburg viel Interessantes zu bieten, allem voran die Hauptstadt Luxemburg, Europas Kulturhauptstadt 2022, mit ihrer wunderschönen Altstadt sowie das bekannte Mullerthal, ein Wandergebiet mit dichten Wäldern, imposanten Felsformationen, Höhlen und dem Schiessentümpel.

Weitere Sehenswürdigkeiten sind:

  • Schengen, bekannt aufgrund des historischen Schengener Abkommens
  • die Mosel, Grenzfluss zu Deutschland, mit der wunderschönen Weinregion
  • die Ardennen, eine wildromantische Naturschönheit mit großem Stausee
  • wunderschöne, traditionsreiche Orte wie Echternach mit der berühmten Springprozession oder die Kulturstadt Esch-sur-Alzette
  • über 70 Schlösser und Burgen, wie beispielsweise Schloss Vianden oder Schloss Clervaux mit der bekannten „The Family of Man

Auch Luxemburg bietet einige Möglichkeiten, mit seinem Wohnmobil zu übernachten, um die Schönheiten des Landes zu Fuß, mit dem Rad oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln weiter zu erkunden.

Tipps und Tricks für Deine Wohnmobilreise

Egal wohin du fährst und deine Spontanität in Ehren, aber ein bisschen Planung muss sein, selbst wenn die Reise „nur“ in die Nachbarländer Luxemburg und Belgien geht. Zur Vorbereitung gehört unter anderem, dass du dir darüber klar wirst, wo du übernachten könntest beziehungsweise, woher du Informationen über Camping- und Stellplätze bekommst, denn wildcampen ist strengstens untersagt. Du solltest dir zudem passendes Karten- und Navigationsmaterial besorgen, einige (verkehrstechnische) Besonderheiten wissen und überlegen, zu welcher Zeit du am besten fährst. Wenn Du noch Probleme bei der Planung deiner Wohnmobilreise hast, kannst Du Dir in unserem Artikel “Wohnmobil Touren für Anfänger – Tipps zur Planung und Umsetzung” hilfe holen

Empfehlungen für Deine Navigation

Fuhren wir früher nach Wegweisern oder Straßenkarte, so fahren heute die meisten nach einer App oder haben ein Navigationsgerät an Bord. Letztere sind sehr unterschiedlich, was Leistungen und Kosten anbelangt und sollten nicht überstürzt gekauft werden. Nicht der Preis entscheidet, sondern die dir gegebenen Informationen, die Bildschirmgröße sowie die Zuverlässigkeit.

Solltest du nicht sicher sein, womit du dich am besten navigieren lässt, oder noch kein Navi besitzen beziehungsweise mit dem Kauf eines neuen liebäugeln, bedenke Folgendes:

Google ist ein guter, zuverlässiger, als App kostenloser Navigator auf deinem Handy. Jedoch ist das Display nicht unbedingt groß genug, um beim Fahren sicher und schnell draufschauen zu können. Es sei denn, du benutzt ein Tablet. Zudem kann Google – wenn du ein Wohnmobil über 3,5 t fährst – nicht immer die passende Strecke für dich raussuchen. Da passiert es dann schon mal, dass die Strecke für über 3,5 t gesperrt ist, dass eine Brücke nicht für „dein“ Gewicht oder ein Tunnel nicht für „deine“ Höhe gedacht sind.

Empfehlenswert ist daher ein Navigationsgerät, auf dem du die Maße wie Höhe, Breite, Länge und Gewicht eingeben kannst, und das mit einem recht großen Display ausgestattet ist. Das muss nicht gleich 1.000 Euro und mehr kosten, meines bewegt sich preislich bei etwas über 100 Euro und leitet mich schon jahrelang zuverlässig durch Europa.

Die relativ kostengünstige App „Sygic Truck“ nimmt übrigens auch auf Höhe, Gewicht, Breite und Länge deines Wohnmobils Rücksicht, da du die Daten eingeben kannst. Allerdings wirst du auch hier bei einem Handy mit einem kleinen Display arbeiten müssen.

Du bist Dir immer noch unsicher? Dann kann ich Dir unseren Magazinbeitrag “Navi für Wohnmobile – Smartphone-App vs. Navigationsgerät” empfehlen.

Tipp: Zur Sicherheit – und damit mein Beifahrer etwas zu tun hat – haben wir immer zusätzlich eine Straßenkarte in Papierform zur Hand.

Für unseren Roadtrip durch Belgien und Luxemburg empfehle ich:

  • MARCO POLO Reiseatlas Benelux 1:200.000
  • Belgien, Niederlande, Luxemburg mit Europa 1:4,5 Mio.; Spiralbindung; Juli 2022; Niederländische Ausgabe; MAIRDUMONT GmbH & Co. KG (Herausgeber)
  • Michelin Belgien Luxemburg: Straßen- und Tourismuskarte (MICHELIN Nationalkarten) Landkarte; 1:350.000; März 2017
  • Kümmerly + Frey; Belgien/Luxemburg; Mit Sehenswürdigkeiten und Ortsindex; Straßenkarte im Maßstab 1 : 300.000 (International Road Map); Landkarte – Gefaltete Karte; August 2001

Die beste Reisezeit für Deinen Wohnmobilurlaub

Wenn du nicht gerade Rentner bist, so ist deine Zeit zum Vereisen sicherlich begrenzt oder vorgegeben. Trotzdem solltest du dir einen kleinen Zeitpuffer bei der Planung deiner Route einbauen: Vielleicht gefällt dir ja der ein oder andere Ort so gut, dass du länger bleiben möchtest oder die aktuellen Verkehrssituationen sorgen für eine Zeitplanänderung. Wichtig ist, dass du dich nicht unter Stress setzt.

Merke: Du musst nicht alles innerhalb eines einzigen Roadtrips sehen, die Länder warten auf dich, du kannst sie immer wieder besuchen.

Welches jedoch die günstigste Reisezeit ist, hängt zum einen von deinen Vorlieben, zum anderen vom Wetter und natürlich von deinen persönlichen Umständen ab. Wanderurlaub bedarf beispielsweise einer anderen Jahreszeit als Bade- oder Städtetour-Urlaub.

Daher wirst du in jeder von mir vorgeschlagenen Tour auch die vermeintlich „beste“ Reisezeit genannt bekommen. Wettertechnisch kann man generell beide Länder mit Deutschland vergleichen.

Und auch hier gilt: In höher gelegenen Gebieten schneit es im Winter, am Meer ist es hingegen milder.

Die Anreise nach Belgien

Von Osten kommend, reist du übers Rheinland und von Aachen aus direkt über die Grenze ein. So gelangst du Richtung Hohes Venn. Aus dem Süden beziehungsweise dem Südosten Deutschlands nimmst du wahrscheinlich den Weg über Trier und anschließend Luxemburg, um in den Süden Belgiens zu gelangen.

Wer aus Norddeutschland anreist, wird sich vielleicht dazu entschließen, ein Stück durch die Niederlande oder entlang der deutsch-niederländischen Grenze zu fahren, um in Nord-Belgien oder im Nordosten des Landes anzukommen.

Willst du direkt ans Meer, musst du – von Osten kommend – komplett durch Belgien (Ist ja nicht groß!) durch. Bei der Anfahrt aus Richtung Süddeutschland liegen noch Luxemburg und/oder Frankreich dazwischen. Nordlichter könnten entlang der niederländischen Küste anreisen.

Die Anreise nach Luxemburg

Gleichgültig, aus welcher Ecke Deutschlands du kommst, dein Weg wird wahrscheinlich an der Mosel entlangführen. Lediglich Bewohner, die südlich beziehungsweise südwestlich von Saarbrücken wohnen, könnten den Weg über Frankreich suchen.

Wissenswertes zu Belgien und Luxemburg

Es folgen in Kurzfassung einige Gegebenheiten, die sich von den deutschen unterscheiden:

  • Es wird hauptsächlich niederländisch und französisch geprochen, in Touristenregionen kommst du prima mit Englisch klar; vielerorts – gerade in Flandern – spricht man auch deutsch.
  • Im Sommer ist an der Küste sowie Richtung Ardennen mit erhöhtem Verkehrsaufkommen zu rechnen.
  • Kleinere Nebenstraßen – vor allem die in Wallonien – sind häufig in schlechtem Zustand.
  • Autogas wird mit dem europäischen Anschluss – ACME – getankt.
  • Generell sind die Tankstellen von 8.00-20.00 Uhr geöffnet; die an Autobahnen 24 Stunden. Immer mehr Tankstellen verzichten auf Personal.
  • Es gilt die 0,5 Promille-Grenze.
  • Kein Telefon in der Hand halten, während du hinterm Steuer sitzt, auch nicht im Stand; Freisprechanlagen sind erlaubt.
  • Radarfallen- und Abschnittskontrollwarner des Navis dürfen verwendet werden.
  • Winterreifen sind nicht vorgeschrieben.
  • Beim Einordnen im Reißverschlusssystem erfolgt ein Bußgeld, wenn du dich zu früh einordnest oder den sich einordnen wollenden Fahrzeugen keinen Vorrang gewährst.
  • Der Motor ist abzustellen, wenn du etwas länger stehen musst (Stau, Bahnübergang etc.)
  • Parken entlang einer gelbgestrichelten Linie ist verboten.
  • Abschleppen auf Autobahnen ist nicht erlaubt.
  • Höchstgeschwindigkeiten
    • innerhalb geschlossener Ortschaften 50 km/h
    • außerhalb geschlossener Ortschaften (>3,5 t & <3,5 t) in Flandern 70 km/h, Rest-Belgien 90 km/h
    • auf Autobahnen für <3,5 t gilt 120 km/h
    • auf Autobahnen für >3,5 t gilt 90 km/h
  • Rauchen im Wohnmobil in Anwesenheit von Kindern ist verboten.
  • Wohnmobile dürfen max. 4 m hoch, 2,55 m breit & 12 m (18,75 m mit Hänger) lang sein.
  • Maut ist lediglich für den Liefkenshoektunnel bei Antwerpen zu entrichten.
  • Auch Belgien hat Umweltzonen; deren Missachtung zieht harte Strafen nach sich (Achtung: Manchmal wird dein Fahrzeug mit Kameras erfasst!). Genaues erfährst du unter
  • Die Campingplätze sind gut bis zufriedenstellend, häufig jedoch mit Dauercampern belegt.
  • Offizielle Stellplätze gibt es immer noch zu wenig, es werden jedoch mehr.
  • Wildcampen ist nur mit polizeilicher Genehmigung oder Erlaubnis des Grundstückbesitzers möglich. An der Küste sowie in Flandern ist freies Stehen verboten.
  • Auf öffentlichen Parkplätzen darfst du entlang der Autobahn höchstens 24 Stunden stehen. Ich rate aber wegen Überfällen dringend davon ab!
  • Entlang der Küste ist es während der Sommermonate ratsam, vorab auf Campingplätzen zu reservieren.
  • Leitungswasser kann bedenkenlos getrunken werden.
  • In Luxemburg spricht man französisch und deutsch.
  • Das vorhandene Straßennetz ist generell gut ausgebaut, lediglich in Naturschutzgebieten findest du noch manchmal unbefestigte, jedoch befahrbare Straßen.
  • Autogas wird mit dem europäischen Anschluss – ACME – getankt.
  • Sprit ist hier wesentlich günstiger als bei uns.
  • Grenznahe Tankstellen und solche an Hauptstrecken haben meist 24 Stunden geöffnet, andere von 8.00-20.00 Uhr.
  • Achtung: Kraftstoff darf nicht in einem Ersatzkanister ein- oder ausgeführt werden!
  • Es gilt die 0,5 Promille-Grenze; für jene Fahrer, deren Fahrerlaubnis noch keine zwei Jahre alt ist, gilt 0,2 Promille.
  • Du darfst lediglich mit einer Freisprechanlage telefonieren.
  • Bei winterlichen Verhältnissen sind Winterreifen Pflicht.
  • Der Abstand zwischen geparkten Fahrzeugen (beim hintereinander Parken) muss mindestens 1 m betragen.
  • Abschleppen auf Autobahnen ist lediglich bis zur nächsten Ausfahrt oder auf Schnellstraßen bis zur nächsten Werkstatt erlaubt.
  • Wohnmobile über 3,5 t müssen einen Feuerlöscher an Bord haben.
  • Höchstgeschwindigkeiten
    • innerhalb geschlossener Ortschaften 50 km/h
    • außerhalb geschlossener Ortschaften für <3,5 t gilt 90 km/h
    • außerhalb geschlossener Ortschaften für >3,5 t gilt 75 km/h
    • auf Autobahnen für <3,5 t gilt 130 km/h (bei Niederschlag 110 km/h)
    • auf Autobahnen für >3,5 t gilt 90 km/h
  • Wohnmobile dürfen max. 4 m hoch und 2,55 m breit sein.
  • Umweltzonen gelten noch nicht für ausländische Fahrzeuge.
  • Wildcampen ist verboten! Mit Erlaubnis des Eigentümers darfst du auf seinem Grundstück campen, ebenso auf Bauernhöfen (jedoch mit begrenzter Personen- & Zelt-/Wohnmobilanzahl).
  • Es ist verboten, an öffentlichen Straßen zu übernachten.
  • Nicht jeder Campingplatz hat Servicestationen.
  • Die Sanitäranlagen auf Campingplätzen sind im allgemeinen extrem gut.
  • Leitungswasser kann bedenkenlos getrunken werden.

Route 1: Durchs und ums Hohe Venn herum

Steckbrief

  • Route: Raeren – Eupen – Lac de la Gileppe – Hertogenwald-Drossard – Baraque Michel – Signal de Botrange/Naturparkzentrum Botrange – Ovifat – Lac de Robertville – Malmédy – St-Vith – Rodt-Tomberg/Schieferbergwerk Recht – Coo – Spa – Remouchamps – Aywaille
  • Länge: ca. 230 km
  • Dauer: ca. 1-2 Wochen
  • Beste Reisezeit: Sommer und Herbst

Beste Reisezeit durchs Hohe Venn

Ich bevorzuge für diese Wohnmobil-Tour den Sommer, obwohl auch der Herbst einen ganz besonderen Charme versprüht, wenn der Nebel die Landschaft einhüllt, oder wenn es regnet, was auch im Sommer gar nicht so selten vorkommt. Ich behaupte, dass es dann stellenweise ziemlich gespenstisch aussieht. Auch der Winter hat seinen Reiz, allerdings kann es – gefühlt – arktisch kalt werden. Wintersportfreunde kommen stellenweise auf ihre Kosten.

Wandern, das wird hier eventuell eines deiner Hauptaktivitäten sein, kannst du ganzjährig, mir macht es jedoch bei Sonnenschein wesentlich mehr Spaß.

Kurzbeschreibung der Reiseroute

Das Hohe Venn – französisch „Hautes Fagnes“ – befindet sich im Osten Belgiens. Es ist eines der letzten europäischen Hochmoore, ein feuchtes, urwüchsiges Naturschutzgebiet, durch das mehrere Wanderwege – streckenweise über Holzstege – führen. Diese Wanderwege solltest du nicht verlassen, um Flora und Fauna zu schützen. Begleitet wirst du vom Moor, von Wäldern, Hügeln und beinahe unheimlicher Ruhe. Im Hautes Fagnes befindet sich auch die höchste Erhebung ganz Belgiens, der 694 m hohe Botrange.

Wir entdecken auf unserem Roadtrip auch urige, typische Venn-Dörfer sowie teils geschichtsträchtige Städte, zwei besonders interessante Seen, Burgen, ein Biermuseum, ein Schieferbergwerk, einen beeindruckenden Wasserfall, die berühmte Rennstrecke in Spa sowie eine Grotte.

Achtung Hundebesitzer: In großen Teilen des Naturparks Hohes Venn kannst du – Bitte angeleint! – mit deinem Vierbeiner wunderbar wandern oder spazieren gehen. Leider jedoch nicht im Naturschutzgebiet.

Routendetails und Highlights der Route durch und ums Hohe Venn herum

Campingplatz-, Stellplatz-  und Park-Tipps

  • Raeren, gebührenfreier Parkplatz, Burgstraße, ca. 1-2 Plätze, neben Gaststätte, gegenüber der Burg/Töpferei, einmalige Übernachtungsmöglichkeit auf Nachfrage möglich
  • Eupen, Parkplatz zur Stadtbesichtigung, Frankendelle, 1-2 Plätze, eher für kleinere Womos geeignet, Fußweg zur oberen Altstadt ca. 25-30 min.
  • Eupen, Camping Hertogenwald, Oestraße 78, außerhalb, an der N629, am Flussufer, 3 km vom Zentrum, 70 Plätze
  • Barrage de la Gileppe, gebührenfreier Stellplatz auf einem Parkplatz oberhalb des Stausees, Route de la Gileppe 55, außerhalb von Jalhay, 4 Plätze (Abends sind weitere Plätze möglich), Wald/Waldrand, Restaurant, Biergarten, Spielplatz, Kletterpark, Naturschutzgebiet, Park, ausgewiesene Fahrrad- und Wanderwege, Langlaufloipe, Ver- und Entsorgung (nicht im Winter), Strom kostenlos
  • Arboretum de Mefferscheid, gebührenfreier Parkplatz für Spaziergang, an der N620, N50°34’49.3″  E6°02’01.4″, 1-3 Plätze
  • Hertogenwald-Drossard, gebührenfreier Wanderparkplatz an der N68, N50°32’53.8″ E6°03’25.5″, 1-4 Plätze, Wanderwege & Infotafel
  • Baraque Michel, gebührenfreier Wanderparkplatz mit Übernachtungsmöglichkeit bei Verzehr in Gaststätte, weit außerhalb (Weismes), an der N68, 3-4 Plätze
  • Signal de Botrange, gebührenfreier Wanderparkplatz, Route de Botrange/N676, weit außerhalb (Weismes), >10 Plätze, Aussichtsplattform, Gaststätte, Info-Büro, Wanderwege, Sendemast, tagsüber häufig belebt, nachts sehr ruhig
  • La Maison du Parc-Botrange, gebührenfreier Parkplatz am Naturparkzentrum, weit außerhalb (Weismes), 3-4 Plätze, Café/Restaurant, Besucherzentrum, Wanderwege
  • Château de Reinhardstein, gebührenfreier Parkplatz ca. 600 m vorm Schloss, Chemin du Cheneux, 1-2 Plätze, außerhalb, in der Nähe des Sees
  • Lac de Robertville, kleiner gebührenfreier Parkplatz an der Staumauer, 1-2 Plätze, außerhalb, Imbiss
  • Lac de Robertville, terrassenförmiger Camping du Lac/Camping Le Plage, Route des Bains 60, Robertville, direkt am See, auf kleiner Halbinsel, Haltestelle 500 m, ganzjährig geöffnet
  • Malmédy, gebührenpflichtiger offizieller Stellplatz, Parking a la Gare de Malmedy, Avenue de la Gare, 30 Plätze, Parkscheinautomat, Zentrum zu Fuß erreichbar, an viel befahrener Straße, Ver- und Entsorgung, Strom extra, max. Aufenthalt 1 Nacht
  • St-Vith, gebührenfreier Wohnmobilstellplatz am Parkplatz, An den Weyern/Rodter Str. 9a, offiziell 4 (20 möglich) Plätze, am Ortsrand, neben Sportstätten, Zentrum 500 m, Ver- und Entsorgung, Wasser kostenpflichtig, ohne Strom
  • St-Vith, gebührenfreier Wohnmobilstellplatz an der Skihütte/Biermuseum, ca. 12 Plätze, weit außerhalb, im Wald/Waldrand, Gaststätte, Rad- & Wanderwege, Loipen/Skiverleih, ohne Service
  • Schieferbergwerk Recht, gebührenfreier Besucherparkplatz, Bergstraße 158, St-Vith, 1-2 Plätze
  • Stavelot, gebührenfreier Parkplatz am Schwimmbad, Quai des Vieux Moulins, 4-5 Plätze, nahe der Abtei, Zentrum 500 m
  • Stavelot, ausgeschilderte Wohnmobilplätze im hinteren Bereich des gebührenpflichtigen Parkplatzes an den Cascades de Coo, Petit Coo, 10 Plätze, max. 24 Stunden, am Freizeitpark, an kleinem Stausee, hohe Gebühr, tagsüber sehr belebt, nachts ruhig
  • Stavelot, kleiner Camping de la Cascade, Chemin des Faravennes 27, in der Nähe des Freizeitparks/der Wasserfälle, Zentrum 5 km, geöffnet 1. April-1. November
  • Circuit de Spa-Francorchamps, gebührenpflichtiger Parkplatz (P1/P2) direkt an der Rennstrecke mit Übernachtungsmöglichkeit
  • Spa, Camping Parc des Sources, Rue de la Sauvenière 141, Spa ca. 1 km, Pool, Restaurant, Imbiss, Supermarkt 1,5 km, Skilift 1,7 km, geöffnet ab April
  • Aywaille, Esplanade du Fair-Play/Rue de la Heid 8, kostengünstiger Stellplatz auf einem Parkplatz, 8 Plätze, am Fluss, am Ortsrand, Zentrum 300 m, neben Schwimmbad, Spielplatz, Ver- und Entsorgung, Strom extra, Jetons
  • Aywaille, Camping Domaine Château de Dieupart, Route de Dieupart 37, 120 Stellplätzeaußerhalb, geöffnet Mitte März-Mitte November

Von Aachen kommend fahre ich zunächst Richtung Liège/Lüttich (A44/E40) und erreiche schon sehr bald und unbemerkt die deutsch-belgische Grenze. Auf der belgischen Autobahn herrscht immer noch Festbeleuchtung, aufgrund des Straßenbelages wird unser Wohnmobil dafür ganz schön durchgeschüttelt.

An der Ausfahrt Eynatten verlasse ich die Autobahn und erreiche nach knapp 4 km Raeren, einen kleinen, wunderschönen Ort nahe der deutschen Grenze. Hier wird Deutsch gesprochen, rund die Hälfte der Einwohner sind keine Belgier. Leider besitzt Raeren keinen Wohnmobilstellplatz und auch keinen Campingplatz, zu einer Ortsbesichtigung kannst du dich jedoch auf den zentral gelegenen Parkplatz stellen. Wenn du ganz hinten parkst und im Touristenbüro fragst, ist sogar eine einmalige Übernachtung ohne Campingverhalten möglich.

Auf der anderen Straßenseite findest du eine Burg aus der Mitte des 14. Jahrhunderts. Sie beherbergt heute das Töpfereimuseum. Der Besuch lohnt sich: über 2.000 Exponate aus mehr als 500 Jahren wurden hier zusammengestellt. Kein Wunder, ist Raeren doch über die Grenzen hinaus für sein Steinzeug bekannt, welches vor allem im 16. und 17. Jahrhundert traditionell hier hergestellt wurde. Damit haben sich die Sehenswürdigkeiten des kleinen Ortes auch schon erschöpft.

Noch ein Tipp: Gleich neben dem Parkplatz befindet sich das Café & Bistro „Haus Zahlepohl“, wo wir die ersten belgischen Köstlichkeiten genießen durften.

Nicht einmal 10 km trennen uns von unserem nächsten Ziel. Über die N68 geht’s nach Eupen, einer Stadt am Rande des Hohen Venn. Mit einem kleineren Wohnmobil und etwas Glück kannst du für eine Stadtbesichtigung auf einem Parkplatz in der Unterstadt vor der Kirche St. Josef parken. Von hier sind es knapp 25-30 min. Fußweg zur Oberstadt.

Die Hauptstadt Ostbelgiens befindet sich inmitten einer schönen Naturlandschaft sowie am Zusammenfluss von Weser und Hill, ist unterteilt in die Ober- und die Unterstadt und beherbergt einige wunderschöne Barockbauten, die noch aus der Blütezeit der Tuchmacherindustrie (17./18. Jahrhundert) stammen. Kunstinteressierte besuchen das IKOB, ein Museum für zeitgenössische Kunst.

Rund 7 km östlich befindet sich die Eupener Talsperre (Lac d’Eupen), ein beliebtes Ausflugziel mit Gastronomie und großem Parkplatz. Da der Stausee als Trinkwasserreservoir genutzt wird, ist hier baden verboten. Daher fahre ich in die andere Richtung, nach Westen, wo uns ein Campingplatz erwartet, und anschließend noch 5 km auf der N629 weiter, um an den Lac de la Gileppe zu gelangen. Hier habe ich mit die ruhigsten Nächte meiner Reise verbracht.

Die ursprüngliche Staumauer war einst die älteste Beton-Staumauer Europas und wurde 1878 von König Leopold II eingeweiht. Was mir hier jedoch imponiert ist das Wahrzeichen des Sees, der 13,5 m hohe, aus 180 Sandsteinblöcken (Ich habe nicht nachgezählt!) erbaute und 300 t schwere Löwe, der seinen Blick gen Eupen richtet und auf der Dammkrone thront. Wer ein besonderes Panorama genießen möchte, fährt mit dem gläsernen Aufzug auf den 77,60 m hohen Aussichtsturm.

Am See befinden sich weiterhin ein Kletterpark (Nichts für mich!) und ein Infozentrum (Das ist schon eher interessant!). Eine Umrundung des Sees (ca. 15-17 km) per Rad oder zu Fuß ist möglich, Baden ist jedoch auch hier untersagt.

Doch nun möchte ich dich endlich in die Tiefen – genauer gesagt in die Höhen – des Naturparks Hautes Fagnes entführen. Vielleicht hast du ja mehr Glück, aber bei meiner Anwesenheit hatten wir selbst im Sommer stets schlechtes Wetter. Hatte auch seinen Reiz, wenn man die entsprechende Kleidung an Bord hat, allerdings hätte ich alles gerne mal bei Sonnenschein erlebt. Aber die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt.

Da ich eine schöne Strecke bevorzuge, fahre ich nach Eupen zurück (N629) und dort am großen Rondell auf die N68 Richtung Malmédy/St-Vith. Wenn du ein nicht allzugroßes Wohnmobil (bis maximal 7,5 m) besitzt, kannst du jetzt dem sehr kleinen Holzschild „Arboretum“ nach rechts auf die N620 (eher eine Art grüner Planweg) folgen (N50°34’43.2″ E6°02’06.5″) und dir etwas weiter hinten eine kleine Parkbucht (N50°34’49.3″ E6°02’01.4″) suchen.

Hier findest du das rund hundertjährige Arboretum de Mefferscheid, übersetzt: „Drachenpfad Wald von Mefferscheid“. Und hier gibt es auf knapp einem Kilometer Kunst im Wald. Ein mystischer Ort, ein Ort zum Entschleunigen.

Rund 4 km weiter gibt es an der N68 an einem Kreisverkehr linkerhand einen recht großen Parkplatz, auf dem du parken und von wo aus du einen kleinen oder auch größeren Spaziergang machen kannst.

Bleibst du auf der N68, kommst du automatisch zum „richtigen“ Hohen Venn, zu der Baraque Michel. Eigentlich handelt es sich hier um einen großen Parkplatz mit der „Michelshütte“, einem traditionellen Gasthaus, an dessen Stelle 1811/1812 der Rheinländer Michel H. Schmitz eine Herberge erbaute, nachdem ihm ein kleines Wunder geschah: Er fand den richtigen Weg, nachdem er sich im Nebel verirrt hatte. Heute kannst du hier lecker essen und – auf Nachfrage – übernachten.

Der Baraque Michel ist der dritthöchste Punkt im Hohen Venn (674 m), hier kannst du im Winter Schneeschuhwandern oder auf der Loipe deine Runden ziehen. Übrigens verlief hier 1815 und in den Folgejahren die preußisch-niederländische Grenze, ab 1830 neunzig Jahre lang die belgische.

In unmittelbarer Nachbarschaft zum Parkplatz befindet sich die Fischbach Kapelle, eine ursprünglich 1831 errichtete Kapelle mit Leuchtfeuer – später Glocke –, das allabendlich leuchtete beziehungsweise erklang, um bei Nebel verirrten Menschen den Weg zu weisen. Viele Menschenleben wurden im 19. Jahrhundert auf diese Weise gerettet. Schräg gegenüber steht die 4,5 m hohe Boulté-Säule, die –wahrscheinlich aus dem Jahre 1566 – als Wahrzeichen des Hohen Venn gilt.

Die meisten Besucher kommen her, um durchs wunderschöne Hohe Venn zu wandern. Dabei findest du, an der Kapelle vorbeigehend, verschiedene Wanderwege unterschiedlichen Schwierigkeitsgrades durch Moorwiesen, über zahlreiche Plankenwege, durch mystisch erscheinende Wälder und an kleinen Bächlein vorbei. Richtiges Schuhwerk ist angesagt!

Meine Tour führt mich nun knapp 3 km weiter, zum höchsten Punkt, dem 694,24 m hohen Botrange. Nicht lachen, Belgien ist eben ein flaches Land. Und damit Belgien einen noch höheren Punkt bekommt, wurde 1923 der Baltia-Hügel (Butte Baltia) aufgeschüttet, um auf 700 m aufzustocken. Hier findest du neben dem Sendemast, dem Butte und den Wanderwegen einen Skiverleih, das Touristenbüro sowie eine Gaststätte. Bei schönem Wetter ist hier immer viel los. Nachts hingegen ist es sehr ruhig.

Nur rund 1,5 km weiter liegt auf der gleichen Straßenseite das La Maison du Parc-Botrange, das Naturparkzentrum, wo du dich nicht nur über die Region informieren, sondern auch verschiedene Spaziergänge und Wanderungen unternehmen kannst. Ein wenig anstrengender, aber schöner Rundwanderweg durch Moor und Waldlandschaft ist der mit der gut sichtbaren blauen Markierung

Fährst du die N676 weiter, führt dich nach einiger Zeit ein Wegweiser nach Ovifat, einen Ort auf rund 530-600 m Höhe, mit Ski-Abfahrtspisten, drei Schleppliften und Gelegenheit zum Snowboarden, aber auch für sportliche Betätigungen außerhalb der Skisaison. Früher konnte man hier an der Skipiste übernachten.

Also 3 km weiter zum Château de Reinhardstein. Auf dem Weg dorthin findest du gegenüber einer sechseckigen Kapelle einen kleinen Parkplatz, von wo aus du am besten zu Fuß zur Burg gehst. Château de Reinhardstein, eine Burg aus dem Jahre 1354, kann mit einer Führung besichtigt werden, ansonsten gibt es hier zahlreiche Events und einige Spazier- sowie Wandermöglichkeiten. Neben der Burg befindet sich die Cascade de Reinhardstein, wo sich die Warche 60 m in die Tiefe stürzt.

Wir müssen nun wieder ein Stück zurückfahren, um zu unserem nächsten Ziel – dem Lac de Robertville – zu gelangen. Die Überfahrt über die Staumauer ist einspurig und wird per Ampelanlage geregelt. Dahinter befindet sich ein Parkplatz, auf dem du halten und dir einen ersten Eindruck vom Stausee verschaffen kannst. Der Staudamm wurde unter anderem gebaut, um die Stadt Malmedy mit Trinkwasser zu versorgen. Übrigens gelangst du von hier aus über einen rund 800 m langen Fußweg zum Château de Reinhardstein.

Am besten bleibst du ein wenig am See, denn er besitzt einen hohen Freizeitwert (Angeln, Kanufahren, Minigolf, Tennis, Schwimmen in abgetrennten Bereichen, Spazierengehen u.v.m.). Zudem hat er eine recht bizarre Form, was du am besten auf der Landkarte sehen kannst. Es gibt zwei Campingplätze am Wasser. Ich bevorzuge den auf einer kleinen Landzunge.

Lass uns nun rund 10 km weiter nach Malmédy fahren. Hier findest du endlich wieder einen offiziellen Stellplatz zum Ver- und Entsorgen. Er liegt ortsnah, allerdings an der Straße, und es ist dort nicht gerade ruhig. Bei ungünstigen Windverhältnissen hörst du nämlich die Motorengeräusche der Rennstrecke in Spa.

Malmédy hat leider eine weniger schöne Vergangenheit (1944 dreimal bombardiert sowie das bekannte Malmédy-Massaker), dennoch findest du heute eine schöne Altstadt mit einigen gut erhaltenen, historischen Gebäuden vor. Interessant sind die Kathedrale mit Kreuzweg auf den Kalvarienberg sowie der Obelisk auf der Place Albert I.

Raffen wir uns nun auf und fahren auf der N62 knapp 22 km bis nach Sankt-Vith. Falls das merkwürdige, unverständliche Parkplatzzeichen noch am Stellplatz stehen sollte, wundere dich nicht, ich hatte es auch nicht verstanden. Im Touristenbüro nachgefragt, wurde mir gesagt, dass die Plätze hier für uns reserviert seien.

Wie viele andere Orte auch wurde St-Vith im 2. Weltkrieg völlig zerstört, weshalb du historische Gebäude vergeblich suchen wirst. Einziges Überbleibsel aus dem Mittelalter ist der Büchelturm als Teil der alten Stadtmauer. Aber die Stadt ist ideal zum Shoppen oder für eine Einkehr in eines der Cafés beziehungsweise Restaurants.

Indessen möchte ich dich zu zwei besonderen Sehenswürdigkeiten führen: in die Skihütte Rodt-Tomberg sowie zum Schieferbergwerk Recht. Fahre dazu über die N675 in nordwestlicher Richtung. Die Beschilderung ist gut.

An der Skihütte findest du einen 2,5 km langen Waldlehrpfad, weitere Wandermöglichkeiten, einen Fahrradverleih, im Winter eine Langlaufloipe mit Skiverleih sowie eine Gaststätte mit einem einmaligen Biermuseum, in dem fast 4.500 Flaschen verschiedener Biersorten aus 140 Ländern sowie Brauutensilien, Gläser und einiges mehr zu bestaunen und rund 50 Biersorten im Ausschank zu verköstigen sind. Gut, dass es nebenan einen kostenlosen Stellplatz gibt, der uns davor bewahrt, mit Alkohol hinters Steuer zu gehen.

Wenn du magst, kannst du den nahegelegenen Schieferstollen von hier aus zu Fuß erreichen. Frische Luft tut nach einem Kater gut! Und 4 km sind keine Marathonstrecke! Mit dem Wohnmobil ist die Strecke auf der Straße wesentlich länger, nämlich rund 10 km. Gehorche dazu ausnahmsweise mal nicht bedingungslos deinem Navi; meines wollte mich mitten durch den Wald lotsen. Am besten fährst du zurück zum Kreisel, nimmst die 1. Ausfahrt nach Recht, dort hältst du dich rechts und folgst dem kleinen braunen Schild. Aber auch hier führte mich mein Navi in die Irre. Außerdem musste ich das Verbotsschild für Fahrzeuge über 3,5 t ignorieren. Besser ist, glaube ich, von der Skihütte aus zu Fuß zu gehen.

Du solltest dir den Besucherstollen, wo einst der blaugraue Rechter Stein abgebaut wurde, nicht entgehen lassen. Unterwegs hast du sicherlich schon die bläulichen Bruchsteinhäuser gesehen? Wenn nicht, achte auf der Weiterfahrt darauf!

Du kannst dich im Stollen entweder einer Führung anschließen oder einen Audioguide nehmen, dank dem du alle Infos in Deutsch erhältst. Aber zieh dich warm an, es herrscht eine konstante Temperatur von 7 °C. Solltest du eine Gehbehinderung haben oder im Rollstuhl sitzen, das ist kein Hindernis.

Über die N660 fahre ich weiter nach Stavelot. Wenn du magst, schau dir den Ort an, eine Stellplatzgelegenheit findest du am östlichen Stadtrand. Stavelot ist einer der ältesten Orte Belgiens. Sehenswert ist u.a. die alte Abtei (Ancienne Abbaye), die drei Museen beherbergt. Besonders interessant fand ich persönlich das Museum der Rennstrecke von Spa-Francorchamps. Malerische Fachwerkhäuser findest du um die Place Saint-Remacle herum und den Remaklus-Schrein in der Kirche Saint Sébastien.

Was mich jedoch interessiert, sind Les Cascades de Coo, mit einer Freizeitanlage (Die brauche ich wiederum nicht!). Mein Tipp: Fahre nie an Wochenenden oder in den Ferien hin. Und wenn doch, dann reise nach 20 Uhr an, dann sind die Attraktionen geschlossen, aber die Wasserfälle plätschern immer noch und der Stellplatz läuft dir auch nicht weg. Vor allem: Es ist ruhig! Wenn du länger bleiben möchtest, rate ich dir zum nahegelegenen Campingplatz.

Doch nun dahin, wohin es mich immer zieht, zur berühmten Rennstrecke, den Circuit de Spa-Francorchamps, wo nicht nur Formel-1-Rennen stattfinden. Dazu musst du wieder nach Stavelot zurück und den Ort durchqueren. Alles ist bestens ausgeschildert, folge der schwarz-weiß-karrierten Flagge und dem Helm.

An der Rennstrecke angekommen, achte auf die Beschilderung zum P1/P2. Bei Rennbetrieb herrscht hier reges Treiben. Für Kenner: Wir befinden uns direkt beim Streckenabschnitt Eau Rouge. Ich hatte beim ersten Besuch Glück und konnte kostenlos einem Training beiwohnen sowie das Treiben an der Bahn genießen, einige atemberaubende Rennautos und andere schnelle Flitzer bestaunen sowie mich zwischen zahlreichen Andenken und Rennbegeisterten bewegen. Meine Ohren fanden es weniger gut. Wenn nicht gerade ein 24-Stunden-Rennen stattfindet, ist es nachts relativ ruhig am Platz.

Spa steht zwar für Schönheit und Wellness, aber einen Stellplatz gibt es leider nicht. Spa zählt mit zehn anderen europäischen Kurorten zum UNESCO-Weltkulturerbe. Bereits zu römischen Zeiten war es beliebt und im 18. Jahrhundert waren die Thermalquellen ein auserwähltes Reiseziel einiger gekrönter Häupter.

Um die Place Royale herum befinden sich einige historische Gebäude und auch sonst hat Spa außer den zahlreichen Quellen noch weitere Sehenswürdigkeiten zu bieten: das Monumentalfresko innerhalb des Brunnengebäudes des Pouhins Pierre-le-Grand, die gläserne Panoramastandseilbahn zur Therme auf dem Hügel Colline d’ Annette et Lubin, das Casino, den Kurpark und vieles mehr.

Etwas steil und ziemlich kurvenreich fahre ich auf der N697 bis Remouchamps, wo du – wenn du einen Parkplatz ergatterst – die Grottes de Remouchamps besichtigen kannst. Ich fahre jedoch weiter bis Aywaille, von wo aus ich zu Fuß zu den Grotten gehen kann (2 km).

Die Grottes de Remouchamps wurden dem Publikum erstmals 1828 zugänglich gemacht. Zu entdecken gibt es verschiedene Galerien, meterhohe Stalagmiten und ein ca. 40 m (!) hoher Saal, den eine nur etwa 15 m dicke Gesteinsschicht von der darüberliegenden Autobahn trennt. Den Rückweg trittst du mittels eines Bootes auf einem unterirdischen Fluss an. Mit 700 m Länge ist es die längste unterirdische Bootsfahrt der Welt (laut Prospekt).

Aywaille, ein kleiner idyllischer Ort mit einem Fluss, in dem man bei entsprechendem Wetter baden kann, besitzt viele Radfahr-, Spazier- und Wandermöglichkeiten und einige Sehenswürdigkeiten im Umkreis.

Damit beenden wir unsere Wohnmobiltour durch das Hohe Venn und versprechen: Wir kommen wieder und geben die Hoffnung auf Sonne nicht auf!

Route 2: Roadtrip zu Grote Marken, Bergijnhöfen, Beffrois & anderen Zeitzeugen

Steckbrief

  • Route: Aalst – Gent/Gent-Gentbrugge – Oudenaarde – Ronse – Leuze-en-Hainaut – Tournai – Harelbeke – Kortrijk – Ypern – Langemark – Diksmuide – Veurne
  • Länge: ca. 280 km
  • Dauer: 2-3 Wochen
  • Beste Reisezeit: Sommerurlaub

Beste Reisezeit auf der Route der Zeitzeugen

Da wir viele Orte besichtigen werden, ist es prinzipiell gleichgültig, wann du fährst, jede Jahreszeit hat ihren besonderen Reiz. Klimamäßig herrschen ähnliche Temperaturen und Wetterlagen wie bei uns, daher kannst du selbst im „normalen“ Sommer diese Wohnmobil-Route antreten, ohne zu stark zu schwitzen. Ausnahmen bestätigen jedoch die Regel.

Kurzbeschreibung der Reiseroute

Wir bewegen uns hauptsächlich durch Westflandern und besuchen einige wunderschöne Orte mit typischen historischen Zeitzeugen wie Grote Markten, Begijnhöfen, Beffrois sowie einigen Kriegsschauplätzen und einem beeindruckenden Automobilmuseum mit vielen Raritäten. Ein ganz besonderes Erlebnis ist der Besuch der Stadt Gent. Von unserem letzten Etappenziel Veurne ist es nur noch ein Katzensprung bis ans Meer.

Solltest du dein Fahrrad dabei haben, bist du in guter Gesellschaft, denn in kaum einer anderen Region sah ich so viele Radfahrer wie hier.

Sprachlich betrachtet wird uns etwas abverlangt: Man spricht Flämisch, von dem ich nichts, aber auch gar nichts verstehe. Mit etwas gutem Willen sprachen auch manche mit mir deutsch.

Nützliche Informationen über die Route

Ehe wir uns auf die Reise begeben, möchte ich noch ein wenig „klugscheißern“ und dir einige wichtige, vielleicht nicht unbedingt zu deinem aktiven oder passiven Sprachschatz gehörende Vokabeln erklären. Zudem eine kurze Info zur Geschichte des 1. Weltkrieges.

  • Grote Markt: Übersetzt bedeutet das „großer Markt“. Dabei handelt es sich um einen zentralen Platz in einem Ort, wo meistens auch der regionale Markt abgehalten wird oder wurde.
  • Begijnhof: Eine typische Wohnanlage aus mehreren weiß-schillernden, kleinen Häusern, wo einst die mittelalterliche „Frauenbewegung“ der Beginen lebte (etwa 1200-1700). Beginen waren unverheiratete, freiheitsliebende, religiöse, dennoch sich nicht dem Klerus unterordnende Frauen, die sich in Gruppen oder auch alleine für Arme, Kranke und Sterbende engagierten. Sie wurden Jahrhunderte lang verfolgt, zeitweise der Häresie angeklagt, verbrannt oder auch „nur“ enteignet und geächtet. Für ihren meist spärlichen Lebensunterhalt sorgten sie durch Betteln oder der eigenen Hände Arbeit.

2004 gab es in Flandern noch fünf aktive Beginen. Marcella Pattyn, die letzte „echte“ Beginin, starb 2013 im Alter von 91 Jahren. Heute gibt es (auch in Deutschland) Nachahmerinnen dieser Lebensart, was aber nicht vergleichbar mit dem mittelalterlichen Prinzip ist.

  • Beffroi: Ein Beffroi (auch Belfried genannt) ist eine Art Glockenturm, einer der bedeutendsten Profanbauten des Mittelalters, der ursprünglich aus Holz errichtet wurde. Die heutigen Beffrois – Markenzeichen Nordfrankreichs und Flanderns – ist aus Stein. Da er in den Orten als sicherster Platz galt, waren hier die Schatzkammern, die Stadtarchive, aber auch die Gefängnisse untergebracht. Ferner dienten Beffrois als Wachtürme. Ab dem 16. Jahrhundert war die Glocke – auch Carillon (= Glockenspiel) genannt –  Signal zum Öffnen und Schließen der Stadttore sowie als Beginn einiger besonderer Feierlichkeiten.

In Belgien wurden 33 Beffrois zum UNESCO-Weltkulturerbe ernannt (in Nordfrankreich 23).

  • Die Kriege: Besonders der 1. Weltkrieg setzte Flandern hart zu, es gab vier große Flandernschlachten (1914, 1915, 1917 und 1918) sowohl in Französisch-Flandern als auch im belgischen Flandern.  Diese Schlachten zählen zu den bedeutendsten an der Westfront. Bekannte Schauplätze sind Langemark, mit erstmaligem Giftgaseinsatz seitens der Deutschen oder das einst völlig zerstörte Ypern sowie Diksmuide (Öffnen der Yser-Schleusen, vollständige Zerstörung der Stadt).

Der rot blühende Klatschmohn ist heute an zahlreichen markanten Stellen als Symbol für die Toten der Kämpfe zu finden.

Routendetails und Highlights der Route entlang der Zeitzeugen

Campingplatz-, Stellplatz-  und Park-Tipps

  • Aalst, gebührenpflichtiger Wohnmobilstellplatz am Aquatopia Schwimmbad, Zwembadlaan 2, 3-4 Plätze, Zentrum 1,3 km, Ver- & Entsorgung sowie Strom kostenlos, max. 24 Stunden, anmelden über AanUit.net-App & im Schwimmbad bezahlen
  • Aalst, gebührenpflichtiger Camperplaats Schotte, Kapellekensbaan, 2 Plätze, bei Sportkomplex,  Zentrum 2,2 km, Entsorgung, 72 Stunden, über AanUit.net-App
  • Gent, gebührenfreier Parkplatz der Sporthalle Driebeek in Gentbrugge (östl. Stadtteil von Gent), 8 Plätze, Haltestelle & Grünanlage in der Nähe, Gent 3,5 km Fußweg, Entsorgung beim Schwimmbad
  • Gent, Wohnmobilstellplatz Driebeek, Driebeekstraat 22, 8 Plätze, Ort 1,5 km, Haltestelle in der Nähe, Ver- und Entsorgung, Strom, max. 72 Stunden, Schranke, nur mit Karte bezahlbar
  • Gent, gebührenfreier Stellplatz auf einem Parkplatz, Yachtdreef 4647, 18 Plätze, Altstadt ca. 30 min. Fußweg, Parken von 6-23 Uhr (Weiter hinten stehen keine Verbotsschilder mehr!?)
  • Gent, Zuiderlaan, >10 Plätze, entlang der Straße & der Wassersportbahn/Kanal, Zentrum 4,5 km, Haltestelle in der Nähe
  • Gent, Urban Gardens Blaarmeersen, städtischer Campingplatz & 48 Wohnmobilstellplätze, Campinglaan 16, >200 Plätze, außerorts, begrünter Platz, Zentrum 3 km, bei Freizeit- und Sportgelände, am See mit Bademöglichkeit & Strand, Haltestelle 200 m
  • Oudenaarde, großer gebührenfreier Parkplatz De Ham, 10 Plätze, am Fluss, neben Straße & Eisenbahnlinie, Zentrum 500 m, Markt, Restaurant & Geschäfte in der Nähe
  •  Ronse, kostenloser großer Parkplatz Sporthal ‘t Rosco, Leuzesesteenweg 241, 40 Plätze, schön angelegt, am Schwimmbad/Sportgelände, Schranke, Picknickplatz, Zentrum 2 km, Supermarkt 500 m, max. 72 Stunden
  • Tournai, gebührenpflichtige Aire de motorhomes Tournai, Esplanade George Grard, 12 Plätze, neben Sportzentrum,  Zentrum ca. 7 min. Fußweg, Ver- und Entsorgung, Wasser & Strom kostet, max. 48 Stunden, bis 9 m Länge, Einchecken etwas kompliziert mit  QR Code & CC-Karte
  • Tournai, kostenloser Stellplatz auf Parkplatz, Esplanade George Grard/Av. Des Frères Rimbaud, 20 Plätze, Zentrum 600 m, Einkaufen 600 m, Ver- und Entsorgung kostenlos
  • Kortrijk, gebührenpflichtige Stellplätze hinten auf dem Parkplatz Broeltorens, Ijzerkaai, 8 Plätze, im Zentrum, am Kanal, Ver- und Entsorgung & Strom inklusive, nach dem 4. Tag wird es teurer
  •  Yper/Ieper, Camping & Stellplatz Jeugdstadion Ieper, Bolwerkstraat 1, 18 Stellplätze, Zentrum 700 m, Abreise bis 11 Uhr, Ver- und Entsorgung & Strom kostenlos, Campingplatz März-Mitte November & Stellplatz ganzjährig geöffnet, etwas laut von naher Fabrik
  • Yper/Ieper, gebührenpflichtiger Stellplatz Camperpunt Hooge Crater, Bellewaerdestraat 3, 8 Plätze, außerhalb, Ort 3 km, Haltestelle 300 m, mit allem
  • Yper/Ieper, gebührenpflichtiger (günstiger) Stellplatz Zillebekevijverdreef, 17 Plätze, außerhalb, direkt am See, Ort 2,5 km, Einkaufen 1,5 km, Restaurant 500 m, mit allem, Wasser kostenpflichtig, max. 48 Stunden (Sonst Geldstrafe!!), nur Kartenzahlung
  • Langemark-Poelkapelle, Boezingestraat 45A, gebührenpflichtiger Wohnmobilstellplatz Parking Munchenhof, 8 Plätze, Zentrum 500 m, mit allem, max. 3 Nächte
  • Langemark-Poelkapelle, Parkplatz am deutschen Soldatenfriedhof , N 50° 55′ 18.2″ E2° 55′ 4.3″. Bitte nicht übernachten!!!!
  • Diksmuide, gebührenpflichtiger Wohnmobilstellplatz De IJzerhoeve , Kapellestraat 4,  20 Plätze, außerhalb, vor einem Campingplatz, Zentrum 2,2 km, mit allem, Strom gegen geringen Betrag, WC & Dusche, Mitte März-Ende Oktober
  • Diksmuide, gebührenpflichtiger Wohnmobilstellplatz Camperplaats t’Nesthof, Zijdelingstraat 2a, 15-18 Plätze, sehr weit außerhalb, Zentrum 6 km, schön gelegen, ruhig & idyllisch, an einem Bauernhof, Entsorgung inklusive, Wasser & Strom kostenpflichtig, Anfang April-Ende September
  • Diksmuide, gebührenpflichtiger Wohnmobilstellplatz Camperhoeve De Bonterie, Keiemdorpstraat 170, außerhalb, ca. 7-8 km, an einem Bauernhof, Ver- und Entsorgung inklusive, Strom kostenpflichtig, WC, Hund 1 Euro, Samstag & Sonntag Brötchenservice
  • Veurne, gebührenpflichtiger (teurer) Wohnmobilstellplatz, Noordstraat 167, 30 Plätze, Zentrum 2 km, Strom, kurze Öffnungszeiten für WC und Dusche, relativ enge Stellplätze, reservieren möglich

Wir beginnen unsere Tour in Aalst, nur etwa 25 km von Belgiens Hauptstadt Brüssel entfernt. Aalst hat einiges zu bieten: Das einstige Rathaus mit Beffroi, der ein 52-Glocken-Carillon beherbergt, ist das älteste des Landes (13. Jahrhundert), 1473 wurde in Aalst die 1. Buchdruckerei der Niederlande gegründet, 1667 fiel der Ort an Frankreich, in den beiden Weltkriegen machten deutsche Truppen der Stadt arg zu schaffen, ferner ist Aalst eine Karnevalshochburg, für seine Bierspezialitäten, Schokolade und Aperitifs bekannt sowie Mittelpunkt der belgischen Schnittblumenzucht. Besondere Sehenswürdigkeiten sind u.a. die wunderschöne Altstadt mit dem bereits erwähnten ehemaligen Rathaus – das Schepenhuis – und dem Beffroi, auch „Tettentoeren“ (Tittenturm) genannt, ein Tabernakel (1605) sowie ein Gemälde von Peter Paul Rubens in der spätgotischen Sint Martinuskerk, die nach dem Vorbild der Kathedrale von Amiens in Frankreich erbaut wurde und natürlich der Grote Markt mit der 1630 erbauten Amsterdamer Börse sowie wunderschöner Architektur drumherum.  Nicht zu vergessen der Begijnhof (Beginenhof). Falls du Erholung suchst, kannst du diese im Stadtpark oder entlang des Dender-Ufers finden.

Wir fahren weiter ins etwas mehr als 30 km nordwestlich gelegene Gent. Eine Traum-Stadt, die für uns Wohnmobilisten ein Herz hat, denn es gibt ein paar Stellplatzmöglichkeiten zur Auswahl!

Gent ist die zweitgrößte Stadt Belgiens, liegt am Zusammenfluss von Leie/Lys und Schelde/Escaut und ist von Kanälen, sowie Grachten durchzogen. Sie hat eine bewegte, lange blühende Vergangenheit hinter sich: Im Mittelalter war Gent ein mächtiger Stadtstaat, dominiert vom Tuchhandel, der es zu einer der bedeutendsten Städte Europas machte. Gegen Ende des 18. Jahrhunderts wurde Gent eine der ersten Industriestädte auf dem europäischen Festland und Kaiser Karl V. wurde 1500 hier geboren. Die Hafenstadt hat eine wirklich atemberaubende Altstadt. Es wird gesagt, Gent habe über 9.800 wertvolle, registrierte kulturhistorische Gebäude. Ich habe sie nicht gezählt, aber die, die ich gesehen habe, sind einmalig.

Dominiert wird die Silhouette von drei Türmen: dem 95 m hohen Beffroi, dem Turm der St.-Bavo-Kathedrale, mit dem von Jan van Eyck gestalteten Altar, sowie dem Turm der Sint-Niklaaskerk am Kornmarkt. Besonders schön ist es an der Gracht des alten Hafens, wo das Leben pulsiert und wunderschöne Giebel- bzw. Gildenhäuser zu bestaunen sind.

Eines der wichtigsten Profanbauten im Zentrum ist Gravensteen (Grafenstein), eine gut erhaltene Burg aus dem 12. Jahrhundert. Auf der dortigen Enthauptungsbrücke wurde noch bis ins 16. Jahrhundert hingerichtet. Weitere nennenswerte Sehenswürdigkeiten sind das Stadhuis (Rathaus) mit kunstvoller Fassade, die kopfsteingepflasterte Graffiti Street, die steinerne Bogenbrücke Sint-Michielsbrug mit einer Bronzestatue des Erzengels Michael und atemberaubendem Blick auf mehrere Wahrzeichen der Stadt sowie die kleine Ruhe-Oase, der Appelbrugparkje, und natürlich – wie könnte es anders sein – der Begijnhof in der Begijngracht sowie der Groentenmarkt/Grote Markt. Ich könnte noch viel, viel mehr aufzählen, am besten kommst du selber her.

Wir setzen unsere gemeinsame Wohnmobilreise fort. Über die E17/N60 geht es rund 40 km gen Süden nach Ronse. Lass uns dabei in Oudenaarde einen Zwischenstopp einlegen, denn auch das ist ein wunderschöner, typisch flandrischer Ort.

Oudenaarde an der Escaut (Schelde) hat eine recht lebhafte Vergangenheit, in der abwechselnd neben Gentern und Flamen auch Franzosen, Spanier, Österreicher, Niederländer und Engländer eine Hauptrolle spielten.

Nicht weit von unserem Stellplatz finden wir ihn wieder, den Grote Markt. Aber auch die anderen typischen Wahrzeichen der Region, der Beffroi de l’Hôtel de Ville d’Audenarde und der Begijnhof dürfen nicht fehlen. Weitere Sehenswürdigkeiten sind die Stiftskirche Sainte-Walburge mit dem imposanten 90 m hohen Turm sowie das prachtvolle Rathaus im brabantischen spätgotischen Stil.

Doch Ronse, ein Ort an der wallonischen Grenze, wartet auf uns! Es besitzt einige Art-Déco-Häuser, die Basilika St. Hermes, einen Grote Markt mit einem modernen aber schönen Stadhuis (Rathaus) und einiges mehr. Das Bahnhofsgebäude etwas südlich des Stadtzentrums weist eine ganz besondere Geschichte vor: Es ist das einstige Bahnhofsgebäude der Stadt Brügge. Ja, du liest richtig! Es wurde dort Stein für Stein ab- und anschließend hier wieder aufgebaut – allerdings seitenverkehrt.

Nächstes Etappenziel ist ein Museum der besonderen Art, ein Automuseum. Fährst du die N60 weiter, kommst du nach ungefähr 20 km nach Leuze-en-Hainaut, wo wir am Ortsbeginn nach rechts dem Schild „Musée de l’Automobile“ folgen. Mahymobiles, wie das Museum offiziell heißt, gibt rein äußerlich nicht viel her, aber du solltest unbedingt hineingehen! Die Familie Mahy hat hier in sechs Hallen rund 300 historische Fahrzeuge aus über 120 Jahren Automobilgeschichte ausgestellt. Zu sehen gibt es „normale“ Oldtimer, Prototypen, Fahrzeuge aus bekannten Filmen, Kutschen, schnittige Limousinen, Dampfmaschinen, Militärfahrzeuge, Feuerwehrwagen und Rettungsautos, Busse, Zweiräder und vieles mehr. Jedes Teil hat seine persönliche Geschichte und man merkt, dass die Besitzer mit Herz an der Sache hängen. Auf Nachfrage hin konnten wir sogar auf dem Hof übernachten. Allerdings gibt es auch einen offiziellen Stellplatz.

Wir fahren über die N7 weiter nach Tournai, was allerdings bereits in Wallonien, nur wenige Kilometer westlich, liegt. Diese zweitälteste Stadt Belgiens, die eine gut erhaltene mittelalterliche Altstadt besitzt, befindet sich an der Escaut (Schelde) und wird auch Dornick (deutsch) oder Doomik (niederländisch) genannt. Du siehst, hier geht’s dreisprachig zu, was häufig Dinge oder sonstiges nicht auf Anhieb richtig zuordnen lässt.

Wahrzeichen Tournais ist der Beffroi. Und jetzt werfe ich mit ein paar Zahlen um mich, ehe du den Turm hoffentlich ehrfurchtsvoll erklimmst: Er ist mit über 800 Jahren der älteste Beffroi des Landes, misst 72 m in der Höhe und besitzt 43 Glocken, die über 600 Jahre alt sind. Um eine atemberaubende Aussicht genießen zu können, musst du 257 Stufen bezwingen. Natürlich hat Tournai auch einen großen, zentral gelegenen Platz, der hier jedoch nicht Groten Markt, sondern Grand Place heißt. Er fällt durch seine seltene, dreieckige Form auf. Vom 1. bis 4. Jahrhundert war er der Friedhof von Tournai.

Einen Begijnhof gibt es nicht, dafür aber die sehenswerte Kathedrale Notre-Dame, zu erkennen an ihren fünf großen Türmen. In ihrem Inneren beherbergt das Gotteshaus unter anderem Gemälde flämischer Künstler wie Rubens, den prachtvollen Domschatz sowie die jüngsten Ausgrabungsergebnisse einer römischen Therme. Für mich persönlich ist zudem das Musée des Beaux-Arts erwähnenswert, das zahlreiche Gemälde und Skulpturen bekannter Künstler beherbergt.

Die nächsten ca. 45 Minuten unserer Wohnmobil-Tour verbringen wir auf der E403, wobei wir stellenweise an der belgisch-französischen Grenze entlangfahren, um nach Kortrijk zu gelangen. Die französische Bezeichnung – Courtrai – ist für mich viel leichter auszusprechen, aber zum Glück muss ich dir „Kortrijk“ nicht vorsprechen, sondern nur aufschreiben.

Wieder ein fantastischer Ort, der alles hat, was man benötigt und noch vieles mehr. Hier begegneten mir Menschen, die ich überhaupt nicht verstand. Mir wurde erklärt, dass sie einen der Westflämischen Dialektgruppe angehörenden Dialekt sprechen.

Kortrijk liegt an der Leie (französisch Lys), die unseren Stellplatz einer Insel gleich umfließt, und hat einiges an Sehenswürdigkeiten zu bieten. Allen voran natürlich einen der schönsten belgischen Begijnhöfe (13. Jahrhundert), einen Beffroi aus dem 14. Jahrhundert mit den beiden Uhr schlagenden Figuren Manten und Kalle, sowie natürlich einen Grote Markt. Des Weiteren sind die beiden Wahrzeichen der Stadt, die Broeltorens, interessant, welche mittels einer Brücke miteinander verbunden sind und nahe unseres Stellplatzes stehen, das wunderschöne gotische Rathaus am Grote Markt, beeindruckende Jugendstil-Häuser, etliche Kirchen und vieles mehr. Nicht nur der Gang durch diesen wunderschönen Ort, auch das Sitzen am Fluss beziehungsweise Kanal und das Genießen eines kühlen belgischen Biers – was selbst mir als Weintrinkerin schmeckt – ist ein Muss auf unserer Reise.

Weiter geht’s nach Yper (deutsch Ypern, niederländisch Ieper & französisch Ypres), einer sehr interessanten Stadt. Die Stellplatzsuche ist nicht einfach, wenn gerade Feiertag oder Wochenende ist, da viele Besucher vor Ort sind.

Yper ist namensgebend für zahlreiche „Dinge“, hat eine sehr bewegte Vergangenheit sowie einiges an Sehenswürdigkeiten. Beginnen wir mit dem Namen: Der Kampfstoff Yperit, die unterste geologische Stufe des Eozäns (Ypresium), die kanadische Metal-Band Woods of Ypres, ein 1992 entdeckter Asteroid (Ypres) sowie das Y in der deutschen Buchstabiertafel, alles wurde nach Yper benannt.

Geschichtliche Infos in Kurzform: Im Mittelalter war die Stadt eine der drei bedeutendsten ganz Flanderns, sie war längere Zeit Bischofssitz und im 1. Weltkrieg – Yper lag direkt an der Westfront – wurde die Stadt extrem in Mitleidenschaft gezogen (in der Nähe fiel die 1. Senfgasbombe), wovon noch heute die vielen Soldatenfriedhöfe in der Umgebung zeugen. (Der Wiederaufbau ist jedoch extrem gut gelungen). Im 2. Weltkrieg ergaben sich die gebeutelten Bewohner der Stadt den Deutschen kampflos. Zudem entdeckte man vor ca. 13 Jahren ein riesiges Höhlennetz, das Arbeiter während des 1. Weltkrieges angelegt hatten.

Zu den empfehlenswertesten Sehenswürdigkeiten zählen der original wiederaufgebaute Grote Markt mit wunderschönen Bürgerhäusern, die gigantische Lakenhalle (Gewandhaus von 1304) und der Beffroi mit dem 49-teiligen Glockenspiel. Einen Begijnhof gibt es nicht. In der Lakenhal befindet sich das Flandern-Fields-Museum mit interaktiver Ausstellung bezüglich des Schlachtfelds bei Yper. Ebenfalls sehenswert sind die Sint-Maartenskathedraal sowie die alte Festung mit den Schützengräben. Ein besonderes, mich immer wieder andächtig werdendes Bauwerk ist die Menenpoort, ein Kriegsdenkmal in Form eines Ehrenbogens: Hier sind 54.896 Namen britischer Soldaten eingemeißelt, die in den Schlachten um Yper nicht identifiziert werden konnten und somit ohne Grab blieben. Jeden Abend wird hier der Verkehr angehalten und das militärische Hornsignal geblasen. Ich besuche hier zudem stets den ein oder anderen Soldatenfriedhof zum stillen Gedenken und – gerade auch heute – zur Frage nach dem Warum.

Verlassen wir Yper, jedoch nicht die schaurigen Kriegsereignisse, die uns in dieser Gegend immer wieder verfolgen. Flandern war nun mal eine hart umkämpfte Region. Wir fahren nur wenige Minuten in nordöstliche Richtung und kommen nach Langemark-Poelkapelle.

Hier findest du in der Klerkenstraat am nördlichen Ortsausgang, einen Deutschen Soldatenfriedhof, der den 44.304 gefallenen Deutschen in der 1. Flandernschlacht (Oktober/November 1914) gewidmet ist. Man spricht hier auch vom „Mythos von Langemark“. Damals wurden hierbei wissentlich vor allem junge Freiwillige in den Tod geschickt, hier setzten die Deutschen erstmalig am 10. November 1914 Giftgas ein und hier in dieser Gegend findet man noch heute immer wieder Blindgänger, Granatsplitter, Geschosse sowie Skelette. Ein besonderer Schauer läuft mir beim Betreten des Friedhofs den Rücken herunter, denn du kommst dort nur hin, wenn du ein dunkles Gebäude durch eine Art Tunnel durchquerst, wo du auf Bildschirmen Dokumentationen der Flandernschlacht mit Kampfgeräuschen vernimmst.

Der dazugehörige Parkplatz bietet dir eine Parkmöglichkeit, ich bitte dich jedoch aus Respekt vor den zahlreichen toten jungen Männern, hier weder zu nächtigen noch Camperverhalten an den Tag zu legen.

Ziemlich nachdenklich fahren wir über die N369 etwa 15 Kilometer weiter zu einem weiteren, schrecklichen Schauplatz, nach Diksmuide.

Auch dieser Ort lag im 1. Weltkrieg im Frontbereich. Bei Eintreffen der Deutschen wurde die Region durch Öffnen der Yser-Schleusen geflutet, was die Schlacht an der Yser nach sich zog. Diksmuide wurde komplett zerstört, jedoch ab 1920 wieder aufgebaut.

Der 84 m hohe Yserturm befindet sich auf dem Terrain von Kaaskerke, einer Teilgemeinde von Diksmuide, direkt an der Yser, wo du tagsüber mit deinem Wohnmobil parken darfst. Der ursprüngliche Turm wurde im 2. Weltkrieg zerstört, 1952 entstand der neue als Mahnmal für die gefallenen flämischen Soldaten. Aus den Trümmern des ursprünglichen Turms baute man das Paxpoort – das Friedenstor. Die komplette Friedensstätte „Aan de IJzer“ mit Turm, Tor, Krypta und Museum sowie angrenzendem Dodengang (frei zugängliche Schützengräben mit einer Außenlänge von ca. 16 km) auf der gegenüberliegenden Straßenseite solltest du dir ansehen. Die zahlreichen roten Mohnblumen, die für den Frieden sowie an das Andenken der Gefallenen stehen, liefern gerade in der Nähe der Schützengräben beeindruckendes Bild.

Diksmuide hat aber auch weniger deprimierende Sehenswürdigkeiten, wie etwa das Rathaus mit Beffroi am Grote Markt, eine gelungene Rekonstruktion des Beginenhofs sowie die Sint-Niklaas-Kirche.

Lass uns zum Endziel unserer bewegenden, historisch einmaligen Wohnmobilroute kommen. Wir fahren über die N35 nach Westen, Richtung Meer, nach Veurne. Hier ging es weitaus friedlicher zu, denn Veurne gehört zu dem geringen Teil Belgiens, der im 1. Weltkrieg nicht von den Deutschen besetzt war. Besuche das Belevingscentrum Vrij Vaderland und du erfährst mehr darüber.

Zum Abschluss besuchen wir noch einmal einen großen rechteckigen Grote Markt mit zahlreichen historischen Gebäuden drumherum sowie einem Beffroi am alten Rathaus, aber leider keinen Begijnhof mehr. Dafür gibt es andere Sehenswürdigkeiten: die Sint-Niklaaskerk mit dreiteiligem Altarbild und kleinem Glockenspiel-Museum, die Sint-Walburgakerk aus dem 9. Jahrhundert sowie das südlich liegende kleine Wasserschloss Kasteel Beauvoorde mit angrenzendem Park. Übrigens sind es von hier aus nur knapp 10 km bis ans Meer, wo du dich von den letzten, emotional sehr berührenden Etappenzielen erholen kannst.

Kortrijk Begijnhof
Kortrijk Begijnhof

Route 3: Wohnmobil-Tour entlang der belgischen Küste

Steckbrief

  • Route: Knocke-Heist – Zeebrugge – Blankenberge – De Haan – Bredene – Oostende – Middelkerke – Westende – Nieuwpoort – de Panne
  • Länge: ca. 80-90 km
  • Dauer: ca. 1 Woche
  • Beste Reisezeit: Sommerurlaub: Juni bis September

Beste Reisezeit entlang der belgischen Küste

Willst du baden und die Sonne genießen sowie geöffnete Stell – und Campingplätze vorfinden (Die Rede ist von geöffneten, nicht freien!), so solltest du im Sommer fahren. Wenn du leere Strände liebst, dann fahre außerhalb der Saison, wobei du jedoch eventuell mit geschlossenen Plätzen konfrontiert wirst.

Hauptsaison ist im Juli und August. Ich denke jedoch, die beste Reisezeit ist generell von Mai bis Oktober. Wenn du Glück hast, spielt im Mai und Juni das Wetter mit, das Wasser der Nordsee dürfte aber noch recht frisch sein. Was die Wassertemperaturen anbelangt, könntest du im September oder Oktober mehr Glück haben.

Kurzbeschreibung der Reiseroute

Dies ist eine etwas andere Wohnmobil-Tour, denn wir fahren viele Orte an und legen dennoch wenige Kilometer zurück, da sich hier an der belgischen Küste ein Badeort an den anderen wie Perlen an der Halskette reiht.

Belgien besitzt vom nördlichen Knokke-Heist bis zum südwestlichen De Panne rund 67 km Küste, die fast nahtlos aus einem einzigen (Sand)Strand zu bestehen scheint. Dabei sind die wunderbaren Strände stellenweise mehrere hundert Meter breit. Leider ist davon beinah jeder Meter touristisch gut genutzt.

Wir beginnen unseren Roadtrip an der belgisch-holländischen Grenze und versuchen uns so nahe wie möglich an der Küste entlang bis zur belgisch-französischen Grenze zu bewegen. Dabei treffen wir auf bekannte Badeorte, aber auch weniger bekannte mit mehr oder weniger Sehenswürdigkeiten. Die Orte gehen generell nahtlos ineinander über.

Die Küstenorte sind mehrheitlich nach dem gleichen System aufgebaut: Meer – Strand – Uferpromenade – (Hoch)Häuser und Küstenstraße. Letztere ist streckenweise sogar vierspurig und in ihrer Mitte fährt eine Straßenbahn – die Kusttram.

Die Kusttram fährt in einer Distanz von ca. 68 km alle flämischen Küstenorte am Meer an (69 Haltestellen). Sie ist zeitgleich die bislang längste Straßenbahnlinie der Welt.

Routendetails und Highlights der Route entlang der belgischen Küste

Campingplatz-, Stellplatz-  & Park-Tipps

  • Knokke-Heist, Wohnmobilstellplatz auf dem Camping Holiday Village Knokke, Natiënlaan 72, 30 Plätze, Strand 1,5-2 km Fußweg, Imbiss/Restaurant 500-600 m, großer Supermarkt, relativ kleine Plätze, mit allem, ganzjährig
  • Knokke-Heist, Camping Zilvermeeuw, Heistlaan 166, 22 Plätze auf riesigem Campingplatz mit hauptsächlich Dauercampern, max. Länge 8 m, außerhalb, Strand ca. 1,2 km, Zentrum 4 km, geöffnet 1. März-1. November
  • Blankenberge, recht teurer, aber empfehlenswerter Wohnmobilstellplatz, Camper Park (Camper-Dorf) Floréal, Koning Albert-I-laan/Polderlaan, 42 Plätze, nahe der N34, neben Campingplatz, Strand 600 m, Zentrum 500 m, Einkaufen 100 m, Wald mit Wandermöglichkeiten, freier Zugang zum Holiday Club, mit allem, Dusche & WC, Hund kostet extra, ganzjährig
  • Blankenberge, Kampeerautoterrein De Wielen, Zeebruggelaan 135, 26 Plätze, neben Campingplatz Bonanza, ruhig & komfortabel, mit allem, Dusche gegen geringe Gebühr, Waschmaschine, Ort  & Strand 2 km, ganzjährig
  • Blankenberge, Camping Bonanza, Zeebruggelaan 137, neben Stellplatz (s.o.), Ort  & Meer 2 km, Reservierung empfohlen, geöffnet Ende März-Mitte September
  • De Haan, relativ teure Stellplätze am Camping Strooiendorp, Wenduinesteenweg 125, ca. 16 Plätze, Zentrum & Strand 1,5 km, Discounter 1,6 km, gegenüber kleiner Wald (ideal mit Hund!), ganzjährig
  • De Haan, Camping Tolmzant mit gut ausgestatteten Wohnmobilstellplätzen, Groenestraat 53, 25 Plätze, max. 8 m, Strand 1 km, Ort 2 km, Wasser, Abwasserabfluss & Strom pro Stellplatz, Dusche gegen Gebühr, geöffnet Mitte März-Mitte November
  • Bredene, Parkplatz, Spuikomlaan 21, städtisches Sportzentrum „Ter Polder“, hinter Schwimmbad, 1-3 Plätze, Ort 1,5 km, Strand 2 km
  • Bredene, Stellplätze auf dem Camping Astrid RV, Koningin Astridlaan 1, 10 Plätze, max. 8 m, schöner Platz, im Ort, Strand 100 m, alles inklusive, Campingplatz Anfang März-Anfang November (oder auf Anfrage), Stellplatz ganzjährig
  • Bredene, Camping 17 Duinzicht, Rozenlaan 23, 100 Plätze/riesiger Campingplatz, max. 8 m, Strand 300 m, Zentrum 500 m, Ver- und Entsorgung pro Stellplatz, geöffnet Mitte März-Anfang November
  • Oostende, Parkplätze für Wohnmobile, Mercatorlaan 15, 10 Plätze, Zentrum 1,5 km, Strand 1 km, Übernachtungsverbot
  • Oostende, kostenloser kleiner privater Stellplatz/Parkplatz, Sint-Jansstraat 45-49, 3 Plätze, im Wohngebiet zwischen Häusern, Strand 2 km, Zentrum 2 km, Supermärkte in der Nähe, Wasser & Strom kostenpflichtig, nette Betreiber, ganzjährig, max. 4 Tage, unterschiedliche späteste Ankunftszeiten/Monate, Reservierung empfohlen
  • Oostende, Àrea autocaravanes, Torhoutsesteenweg 581, 4 Plätze, beim Wohnmobilhändler, außerhalb, Fastfood-Kette nebenan, Entsorgungsstation, Wasser, Strom gegen Gebühr, Zentrum 2 km, Strand 3 km, neben viel befahrener Straße, geöffnet nur Mo.-Sa. Zu bestimmten Zeiten
  • Oostende, öffentlicher Parkplatz Maria Hendrikapark, 8-9 Plätze, Strand & Zentrum 1,5 km, Übernachtungsverbot
  • Oostende, kostenloser großer freier Platz im alten Hafenbecken, Victorialaan/Vuurtorendok-Zuid, >15 Plätze, Nähe Fischmarkt & Fort Napoléon, Zentrum 2-3 km, parken offiziell nur von 5-22 Uhr erlaubt, kein besonders schöner aber zweckdienlicher Platz
  • Oostende, teure Stellplätze auf dem Camping Oasis, Duinenstraat 284, zwischen Oostende & Middelkerke, 30 Plätze, Strand 300 m, Zentrum 3 km, alles inklusive, geöffnet April-November
  • Middelkerke, gebührenpflichtiger Wohnmobilstellplatz auf riesigem Camperpark Zeester, Oostendelaan 193, >50 Plätze, am Ortsrand, Ort 1 km, Einkaufen 500 m, Strand 500 m, Restaurant, Biergarten, Imbiss, Bäckerei & Geschäft auf Campingplatz, Haltestelle in der Nähe, mit allem, WC & Dusche inklusive, Parkscheinautomat, Hund kostet extra, Reservierung möglich (Zugangscode per E-Mail), ganzjährig
  •  Middelkerke, gebührenpflichtiger Wohnmobilstellplatz Kompas Camperplaats, 35 Plätze, am Ortsrand, vorm Campingplatz, mit allem, Dusche & WC, Parkscheinautomat
  • Middelkerke, kostengünstiger Parkplatz gegenüber der Feuerwehr, Klein Kasteelstraat 3, 8 Plätze, zentrumsnah, Strand 1 km, ohne allem
  • Westende, gebührenpflichtiger Wohnmobilstellplatz Camping Poldervallei, Westendelaan 178, 35 Plätze, beim Campingplatz, mit allem, Strand 1 km, ganzjährig
  • Westende, gebührenpflichtiger Wohnmobilstellplatz Camperpark Westende, Heidestraat 18, 30 Plätze, bei längerem Aufenthalt Rabatt, vorm Campingplatz, Pool, Imbiss, Einkaufen/Ort 1 km, Strand 1 km, Haltestelle in der Nähe, mit allem, Dusche & WC, alles inklusive, Stellplatz-Reservierung möglich, Parkscheinautomat, ganzjährig
  • Westende, gebührenpflichtiger Kompas Camperpark, Strandjuttersdreef  2, >35 Plätze, sehr ruhig, im Ort, Strand 1 km, Zentrum 150 m, Ver- und Entsorgung sowie Strom inklusive, Abrechnungsverfahren ist etwas „merkwürdig: 20 oder 44 Stunden), es muss pünktlich abgereist werden, sonst muss nachgezahlt werden, ganzjährig
  •  Nieuwpoort, gebührenpflichtiger Wohnmobilstellplatz De Zwerver, Brugse Steenweg 29N367, 28 Plätze, außerhalb, nahe des Yser-Yachthafens, gegenüber dem Friedhof, Haltestelle vor Ort, Ort 800 m, Strand 4 km, mit allem, Wasser & Dusche kostenpflichtig, WC, max. 1 Hund (!), Abrechnung: 24 Stunden ein Preis, danach je weitere Stunde abgerechnet
  • De Panne, Camping Green Park, Veurnestraat 177, wunderschön mitten in den bewaldeten Dünen gelegen, Zentrum 500 m, nur nach vorheriger Reservierung, geöffnet Ende März-Mitte September
  • De Panne, Stellplätze auf Camping Kindervreugde, Langgeleedstraat 1, 10 Plätze, max. 8 m, außerhalb, Strand 3 km. Kleiner, ruhiger Campingplatz nahe Freizeitpark Plopsaland, Brötchenservice, alles inklusive, geöffnet Mitte April-Mitte September
  • Bray-Dunes (Frankreich), Aire camping-car park, Avenue de l’Église 22, 19 Plätze, max. 9 m, Ortsrand, Zentrum & Strand 500 m, max. 72 Stunden, ganzjährig, nur mit Pass Étapes-Card zu benutzen, kann direkt vor Ort erstanden werden. Es lohnt sich!

Wir beginnen in Knocke-Heist, dem nördlichsten sowie dem mondänsten Badeort an Belgiens Küste. Der Ort liegt unmittelbar an der belgisch-niederländischen Grenze und hat neben 10 km Strand und Meer zahllose Villen, exklusive Boutiquen, Galerien sowie Nobelhotels und Nobelrestaurants vorzuweisen. Es scheint mir ein Ort der Schönen und Reichen zu sein, die Côte d’Azur Belgiens eben. Entsprechend sind die Preise an den Übernachtungsplätzen. Ein Übernachten auf öffentlichen Plätzen und Straßen ist ausdrücklich verboten, also bleibt nur die Hoffnung auf einen freien Platz auf einem unserer beiden Campingplätze.

Ob Knocke-Heist schön ist? Bilde dir selber ein Urteil, ich versuche mal neutral zu beschreiben: Es besitzt einen ca. 12 km langen feinen Sandstrand mit fünf überwachten Abschnitten, eine weitläufige Dünenlandschaft, eine Strandpromenade mit mehrgeschossigen – ich würde sagen Hochhäusern – Gebäuden, ein Spielcasino mit Art-déco-Ausstattung, ein kleines, altes sowie zwischen all den neueren Häusern platziertes, unauffälliges Fischerkapellchen, einen Leuchtturm, das über 2.000 Jahre regionale Geschichte präsentierende Sincfala, das im Ortsteil Ramskapelle liegende Kriegsmuseum (For Freedom Museum) mit Uniformen, Flugzeugteilen und Originalfahrzeugen aus dem 2. Weltkrieg sowie östlich das ruhige Naturschutzgebiet Het Zwin. Markierte Rad- und Wanderwege sorgen dafür, dass du Knocke-Heist auch in einem anderen Licht sehen kannst.

Mein nächstes Etappenziel liegt nur einen Steinwurf entfernt und die Grenzen sind fließend. Aber Zeebrugge will uns scheinbar nicht: Kein Campingplatz – höchstens im angrenzenden Knocke-Heist oder Blankenberge –, kein Stellplatz und alle Parkplätze, die ich für groß genug halte, sind mit Höhenbalken versehen. Der Vollständigkeit halber möchte ich dir dennoch ein paar Fakten nennen, vielleicht findest ja du wenigstens einen Parkplatz für eine Ortsbesichtigung.

Am interessantesten ist Zeebrugges Entstehungsgeschichte:  Einst ein kleines Fischerdorf an der Nordsee, riss im Jahre 1134 eine Sturmflut eine Fahrrinne in die Bucht, was zur Folge hatte, dass die rund 15 km im Hinterland liegende (traumhaft schöne!) Stadt Brügge ab da direkten Zugang zum Meer bekam. Somit ist Zeebrugge eine Art Vorort der Stadt Brügge. Ansonsten ist noch wichtig zu wissen, dass Zeebrugge einen langen Sandstrand sowie den zweitgrößten Seehafen des Landes (als Teil des Hafens von Brügge-Zeebrugge) besitzt. Wenn du Schiffe magst und dem Treiben zusehen möchtest, solltest du dich im Hafenbereich oder im benachbarten Yachthafen aufhalten.

Blankenberge, der „Kuschelnachbar“, ist da schon wieder etwas wohnmobilfreundlicher. Auch hier handelt es sich um einen Küstenort mit mehrstöckigen Häusern am Strand. An diesen Anblick müssen wir uns wohl gewöhnen!? Sehenswert sind der Yachthafen sowie die Seebrücke aus dem Jahre 1933 mit einem Art-déco-Rundbau am äußersten Ende. Im verkehrsberuhigten Stadtzentrum kannst du gut – und teuer – shoppen. Das Sea Life Blankenberge ist nicht nur was für Regentage oder Familien mit Kindern. Besonders interessant ist das jährlich von Juni bis August stattfindende Sandskulpturenfestival. Ob du dann allerdings einen Stellplatz bekommst, stelle ich infrage. Wenn du denn einen hast, könntest du mit dem Zug vom strandnahen Bahnhof aus in Direktverbindung nach Brüssel fahren.

Verlassen wir Blankenberge und nehmen die N34 nach Bredene. Willst du unterwegs noch einen etwas kleineren, schönen Küstenort sehen, mache in De Haan (übersetzt „der Hahn“) einen Zwischenstopp. Hier gibt es sogar vier Campingplätze! Stefan Zweig fand hier für eines seiner Bücher einen Handlungsort, Albert Einstein lebte sechs Monate in De Haan und einige Künstler zog es ebenfalls hierher. Ich persönlich finde noch den Wenduine Spioenkop – ein Aussichtspunkt mit kleinem Häuschen auf einer der höchsten Dünen, die wunderschöne Architektur des Hotels Belle Vue und die Hubertmolen, eine alte, gut restaurierte Windmühle erwähnenswert.

Doch weiter ins rund 8 km entfernte Bredene. Du merkst, unsere Entfernungen sind sehr gering.

Bredene ist in vielerlei Hinsicht interessant: Es lebt vom Tourismus, hat als einziger Badeort Belgiens einen FKK-Strand und über 30 Campingplätze, die jedoch meiner Erfahrung nach im Sommer alle komplett ausgebucht sind. Bredene besitzt zwar keinen Deich, dafür jedoch – ebenfalls einzigartig an Belgiens Küste – eine ununterbrochene Dünenfront. Mein Tipp: Besuche den Turkeyenhof aus dem Jahre 1737, ein Museum, das dich mit gallorömischen Funden und zahlreichen anderen Gegenständen aus der Vergangenheit der Region empfängt. Allein schon der Anblick des Gebäudes ist den Besuch wert.

Das benachbarte Oostende kennen viele –wenigstens dem Namen nach. Es ist nicht nur der größte Ort an der flämischen Küste, sondern war vor dem Bau des Ärmelkanaltunnels auch die wichtigste Fährverbindung nach England.

Willst du nur einfach mal den Strand und das Meer genießen, kannst du dich in die parkenden Autos (und Womos) entlang der N34 einreihen. Du musst nur noch versuchen, lebend über die stark befahrene Straße sowie die Straßenbahnschienen zu gelangen und schon gehört der gigantische Sandstrand fast dir. Hundeverbot bestand übrigens keines. Schwierig wird die Parkplatzsuche an Wochenenden im Sommer! Ein Schild für Übernachtungsverbot konnte ich nicht entdecken und es sah so aus, als stünden einige Wohnmobile auch schon länger hier. Sie hatten ihre Markisen Richtung Dünen ausgefahren und die Stühle aufgestellt. Aber ruhig und sicher geht wahrscheinlich anders. Dafür wird dir ein ziemlich leerer Strand am späten Abend und in den frühen Morgenstunden garantiert.

Unmittelbar an der N34 siehst du bereits einen Teil des sogenannten Atlantikwall Raversyde, eine Art gigantisches Freilichtmuseum, das Bunker, Beobachtungsposten, freiliegende und unterirdische Gänge, Geschützstellungen etc. als Relikte der beiden Weltkriege präsentiert. Übrigens befinden sich auf dem Gelände auch die bedeutenden archäologischen Funde beziehungsweise eine Rekonstruktion von Fischerhäusern der 1394 versunkenen Fischersiedlung Walraversijde. Damals stand sogar ein Teil Oostendes unter Wasser.

Das Thermalbad Oostende besitzt jedoch weitere Sehenswürdigkeiten. Dazu gehören der größte Fischereihafen Belgiens (Daher ein Muss, hier frischen Fisch einzukaufen oder in eines der Fischrestaurants zu gehen!), die beiden schwimmenden Schifffahrtsmuseen Mercator und IJslandvaarder Amandine, die beiden Kirchen Onze-Lieve-Vrouw-ter-Duinenkerk mit Muschel-Altar und Sint-Petrus-en-Pauluskerk mit hohen Türmen sowie wunderschönen Buntglasfenstern, die 400 m lange Koninklijke Gaanderijen, das restaurierte Fort Napoléon mit Heimatmuseum, das Museum für moderne Kunst (Mu.ZEE) sowie einige wunderbare grüne Oasen wie der Maria Hendrika- und der Leopoldpark oder auch das Stadtwäldchen Japanse Tuin. Ansonsten ist Oostende eine moderne, lebhafte, kosmopolitische Stadt, mit (leider) belgien-typischen Hochhäusern als Hintergrund zum atemberaubend weiten Strand.

Middelkerke heißt unser nächstes Ziel und es grenzt – wie könnte es anders sein – direkt an Oostende. Middelkerke ist eine Großgemeinde, die aus mehreren Ortsteilen besteht. Dominiert wird es von einem kilometerlangen Sandstrand sowie – laut Touristeninformation – den meisten Sonnenstunden an Belgiens Küste.

Neben dem Strand ist wohl die Hauptattraktion der Dronkenput – übersetzt etwa „besoffener Brunnen“ –, der anfänglich als Wasserspeicher für die dort lebenden Menschen gebaut wurde. Da das Grundwasser jedoch anstieg, verschob sich demzufolge das Ganze an die Oberfläche. Dadurch kam es, dass die zum Wasserspiegel schiefen Wände dir das Gefühl vermitteln, betrunken zu sein. Ein lustiges Erlebnis für die ganze Familie.

In dem kleinen Landschaftsschutzgebiet parallel zum Strand, am westlichen Ortsende, befindet sich der Warandetoren, ein Aussichtsturm auf einem alten Wasserturm. Vorsicht: Diese Stahlkonstruktion bewegt sich – vor allem bei Wind – immer etwas, besonders zu spüren ist das auf der oberen Plattform. Weitere Sehenswürdigkeiten sind die restaurierte, aus dem Jahre 1922 stammende Villa Les Zéphyrs, wo dokumentiert wird, wie sich der Strandurlaub von einst bis jetzt gewandelt hat. Alljährliches Highlight ist das Comicstripfestival, dann gibt’s auf dem Seedeich Standbilder verschiedener Comicfiguren zu entdecken.

Westende, ein Ortsteil von Middelkerke, besitzt Strand, Strand und nochmals Strand – ganze 9 km lang! Früher stand ich – wenigstens tagsüber – am wunderschönen Sint Laureinsstrand, doch leider hat man uns jetzt komplett von hier verband. Schade! Das machen auch die anderen drei Stellplatzmöglichkeiten beziehungsweise die Campingplätze – die im Sommer eh auf lange Zeit hin ausgebucht sind – nicht wieder gut.

Fahren wir nach Nieuwpoort, dem Ort mit einem der größten Yachthäfen Nordeuropas. Hier sollen sich 2.000 Sportboote treffen können. Nieuwpoort – auch „Stadt der Fischer und Segler“ genannt – liegt an der Mündung der Yser/IJzer ins Meer. In der Altstadt findet man endlich mal wieder ein wenig mittelalterliche Architektur und jede Menge Skulpturen. Als eine Art Wahrzeichen könnte das Bezoekerscentrum Westfront unmittelbar am Denkmal König Albert I. bezeichnet werden. Hier erfährst du mehr über die schreckliche Flutung der Yser-Ebene während des 1. Weltkrieges. Ferner offeriert dir die Aussichtsplattform des Denkmals ein fantastisches Panorama über Polder und Küste. Ansonsten solltest du dir am schönen Marktplatz die historischen Renaissancebauten Stadthallen und Rathaus (um 1480) mit dem 35 m hohen spätgotischen Beffroi sowie die Kirche Onze-Lieve-Vrouwekerk ansehen.

Wie bereits erwähnt, sind verschiedene Kunstwerke über die Stadt verteilt, gehe also mit offenen Augen und entdecke beispielsweise „Searching for Utopia“, die Meeresschildkröte auf deren Rücken der Künstler Jan Fabre sitzt, Windschirme aus Glas mit Bänken, den „Wunderbaren Fischfang“ an einer Seitenfassade der Uhrwerktürme der Fischauktion oder „The Whale“, Bronzestatue eines Walfischschwanzes an der Hafenmündung an der Paul Orban Promenade, die an die Schlacht bei Nieuwpoort 1600 erinnern soll.

In der Zeit von 1595 bis 1605 gab es in der Gegend zahlreiche Hexenprozesse, daher findet alle drei Jahre das Hexenfest statt. Und da man hier zu feiern weiß, gibt es weitere Festivitäten wie beispielsweise alljährlich im Sommer die Riesenparade, wobei – wie in Nordfrankreich – zahlreiche Giganten (bis zu 10,60 m hoch und 750 kg schwer) an einer Parade teilnehmen.

Ausnahmsweise fahren wir jetzt mal etwas „weiter“ (rund 10 km), um zu unserer letzten Station zu gelangen. De Panne liegt unmittelbar an der belgisch-französischen Grenze, ist der südlichste Badeort sowie der westlichste Punkt Belgiens. Hier betrat 1831 der erste belgische König, als er mit der Kusche von Calais kam, erstmalig belgischen Boden.

In der De Panne sowie seiner Umgebung befinden sich rund ein Drittel aller Dünen der belgischen Nordseeküste. Daher findest du hier auch verschiedene Natur- und Landschaftsschutzgebiete sowie Wälder und Naturreservate, durch die du fantastisch wandern und die Natur sowie die Ruhe genießen kannst. Auch der Strand ist wieder einladend. Er ist bei Ebbe mit 450 m der breiteste Strand ganz Belgiens. Und so kommt es auch nicht von ungefähr, dass hier das Strandsegeln erfunden wurde und heute lebhaft betrieben wird. Überhaupt ist in De Panne eigentlich immer was los. Das liegt beispielsweise auch am Vergnügungspark Plopsaland mit einem eigenen Campingplatz nebenan.

Etwas ruhiger, aber mindestens ebenso interessant, geht es im Cultuurhuis De Scharbiellie zu, wo du über die Geschichte der Region informiert wirst.

Ansonsten treffen wir zum Abschluss auch hier noch einmal das typische Bild der sich am Strand entlangreihenden Hochhäuser. Wohnmobilisten mag man auch nicht besonders: Es gibt weder einen Stellplatz noch irgendeinen passablen Parkplatz, auf dem wir wenigstens tagsüber stehen könnten. Tipp: Fahre rund 5 km weiter, über die französische Grenze, dort findest du, neben Campingplätzen, einen wunderschönen, neu angelegten Stellplatz am Ortsrand, nahe zum Strand. Die Rede ist von Bray-Dunes. Am dortigen Strand sieht es ähnlich wie in Belgien aus.

Mein Fazit dieser Tour: Das Meer ist toll, die Strände riesig und schön, aber voll, und die Suche nach einem Übernachtungsplatz oft nervig. Streckenweise fühlte ich mich wie an der Côte d’Azur – nur nicht wettertechnisch. Außerdem ähneln sich die Orte alle irgendwie. Unterm Strich: Man muss es mal gesehen und erlebt haben, aber das Inland Belgiens ist viel, viel schöner!

Strand im Sommer
Strand im Sommer

Route 4: Fünf sehenswerte Orte in Belgien & Luxemburg

Steckbrief

  • Route: Antwerpen – Brügge – Gent – Luxembourg (Stadt) – Echternach
  • Länge: ca. 475-550 km
  • Dauer: ca. 2 Wochen
  • Beste Reisezeit: ganzjährig

Beste Reisezeit auf der Route entlang der fünf sehenswertesten Orten

Da es sich um eine Städtereise handelt – es sei denn, du möchtest unterwegs mehrere Zwischenstopps einlegen – ist es eigentlich egal, wann du die Tour fährst. Im Sommer ist das Wetter in der Regel besser, allerdings auch der Tourismus stärker. Im Winter kann es dir passieren, dass einige der Übernachtungsplätze geschlossen sind, dafür erstrahlen die Orte gerade um die Weihnachtszeit herum in einem ganz besonderen Glanz. Herbst und Frühling sind anzuraten, allerdings musst du auch dann mit noch nicht beziehungsweise nicht mehr geöffneten Campingplätzen rechnen. Nicht verzagen: Es gibt auch Plätze, die ganzjährig geöffnet sind.

Kurzbeschreibung der Reiseroute

Auf diesem Roadtrip besuchen wir die – subjektiv betrachtet – schönsten Orte Belgiens und Luxemburgs, denen ich natürlich noch zahlreiche weitere hinzufügen könnte. Wir beginnen im Norden in der zweitgrößten Stadt Belgiens, die den drittgrößten Seehafen Europas besitzt und für den Handel mit Diamanten weltberühmt ist, in Antwerpen. Anschließend reisen wir weiter in eine der einst reichsten Städte Europas, nach Brügge, der „Perle Westflanderns“, mit einem atemberaubenden historischen Kern. Anschließend fahre ich nach Gent, der „Blumenstadt“, die im Mittelalter ebenfalls zu einer der größten und reichsten Städte Europas zählte und uns heute mit beinahe 1.000 registrierten, historisch wertvollen Gebäuden erwartet. Weiter geht’s nach Luxemburg, genauer gesagt nach Luxemburg-Stadt, der Landeshauptstadt des kleinen Fürstentums, mit zahlreichen für Europa – aber auch für die Welt – politisch sowie wirtschaftlich wichtigen Sitzen und einer gut erhaltenen, einst eine der stärksten Festungen Europas. Unsere Wohnmobiltour endet an der deutsch-luxemburgischen Grenze im kleinen sehenswerten Städtchen Echternach.

Blütendetails und Highlights der Route durch fünf sehenswerte Orte in Belgien und Luxemburg

Campingplatz-, Stellplatz-  & Park-Tipps

  • Antwerpen, gebührenpflichtiger Wohnmobilstellplatz, Camperpark Vogelzang, Vogelzanglaan 7, 140 Plätze, am Stadtrand, an der Autobahn, Haltestelle 200 m, Zentrum 3 km, Einkaufen 1 km, Restaurant 500 m, Ver- und Entsorgung, Strom (nicht ausreichen vorhanden & zusätzlich zu bezahlen), Anreise zwischen 9 Uhr und 21 Uhr, geöffnet 04. Januar-22. Dezember
  • Antwerpen, Parkplatz, Sint-Annastrand 141/Kastanjedreef, 2-3 Plätze, neben Bushaltestelle & Grünanlage, Fluss 200 m, Altstadt kanpp 3 km
  • Antwerpen, Sint Michielskaai, kostenloser Parkplatz an der Schelde, >10 Plätze, N51°12’54.6″ E4°23’33.1″, Zentrum 1 km, nicht besonders schön, nicht ganz sicher, ob die Möglichkeit noch besteht
  • Brügge, kostenpflichtiger Wohnmobilstellplatz am Parking Kanaaleiland, Bargeweg, ca. 80 Plätze, bis 8 m, offiziell bis max. 3,5 t (hält sich aber keiner dran!), am Ortsrand, am Kanal auf einer Art Halbinsel, Grünanlage nebenan, Haltestelle 200 m, Zentrum 1 km, Strom, Entsorgung, Wasser (kostet extra), bezahlen am Terminal auf dem Busparkplatz ganzjährig, optimal für Stadtbesichtigung, nachts ruhig
  • Gent, gebührenfreier Wohnmobilstellplatz Yachtdreef, 18 Plätze, auf einem Parkplatz, am Wasser (Wassersportbahn), am Kanu- & Kajak-Club, max. 1 Nacht (offiziell von 6 Uhr bis 23 Uhr), Zentrum 4 km, Haltestellen in der Nähe, kein Campingverhalten
  • Gent, Parkplätze an der Zuiderlaan, >10 Plätze, zwischen Straße und Wasser (Wassersportbahn), Zentrum 4 km, Haltestellen in der Nähe, nicht besonders ruhig, kein Campingverhalten
  • Gent, Stellplätze auf Camping Blaarmeersen, Campinglaan 16, 52 Plätze, am Freizeitsee mit Badestrand, nahe dem oberen Stellplatz  Zuiderlaan, Zentrum 4 km, kostenloser Shuttlebus, geöffnet 1. März-Anfang November
  • Gent-Gentbrugge, gebührenpflichtiger Wohnmobilstellplatz, Mobilehomeparking Driebeek, Driebeekstraat 21, 8 Plätze, max. 8 m, eingezäunt, nahe der E17, an einer Sportstätte, direkt am Bushof & unter der Autobahn, Haltestelle in der Nähe, Zentrum 4 km, max. 72 Stunden, mit allem, Schranke, Bezahlung automatisch über EC-Karte, nicht besonders schön
  • Luxemburg-Stadt, Parkplatz Glacis, Boulevard de la Foire/Avenue de la Faiencerie, 20 Plätze, Stadtpark gegenüber, Zentrum 700 m, Haltestelle in der Nähe, stundenweise bezahlen Montag-Freitag (Sa & So kostenlos), übernachten erlaubt
  • Luxemburg-Stadt, Camping Kockelscheuer, Route de Bettembourg 22, am Freizeit-/Sportzentrum, Zentrum 5 km, Haltestelle nebenan,  kostenloser Bus, Brötchenservice, Restaurant
  • Luxemburg-Stadt, P&R Kockelscheuer, Rue de Roeser/Rue de Luxembourg, 8-10, außerhalb, kleiner See in der Nähe, Bushaltestelle, kostenloser Bus
  • Echternach, Camping Officiel, Route de Diekirch 17, 16 Wohnmobilplätze, Terrassencampingplatz, am Ortsrand, Ort 800 m Fußweg, nahe der deutsch-luxemburgischen Grenze, der N10 & des Flusses, umfangreiches Freizeitangebot, Pool, Brötchenservice, Snackbar/Imbiss, ganzjährig
  • Echternach (Echternacherbrück), Campingpark Echternacherbrück, Mindenerstraße 18, 300 Plätze, an der Sauer/Sûre, Zentrum 500 m, Pool, Imbiss, enge Parzellen, geöffnet Anfang April-Ende Oktober, der Platz liegt in Deutschland (!)
  • Echternach, Parkplatz, Rue du Pont, 1-2 Plätze, an der Sauer/Sûre, unmittelbar an der Grenze, Zentrum 500-700 m,
  • Echternach, gebührenpflichtiger Parking du Lac, Rue vers le Lac, >5, großer Parkplatz am See, Freizeitgebiet & Ausgrabungsstätte, Übernachtungsverbot

Wir beginnen in Antwerpen, an der belgisch-niederländischen Grenze. Wahrscheinlich kommst du übers Ruhrgebiet oder Aachen, wenn du nicht gerade durch Luxemburg und fast ganz Belgien oder durch die Niederlande anreist.

Antwerpen ist zwar auch verkehrstechnisch gesehen eine Großstadt, aber für meine Begriffe vergleichsweise gut zu durchfahren. Auch wenn ich weiter unten verschiedene Plätze für dein Wohnmobil genannt habe, ich favorisiere den Camperpark Vogelzang, denn hier stehst du ruhig, hast Platz und bist im Handumdrehen mit der Bahn – halb Straßenbahn, halb Metro – in der wunderschönen Innenstadt.

Antwerpen hat eine bewegte Vergangenheit, so war es beispielsweise im 15./16. Jahrhundert eine der größten Städte weltweit sowie zeitweise Europas wichtigste Handelsmetropole. Zudem war Antwerpen ein bedeutendes Zentrum der Kunst und Kultur – hier wirkte und starb Peter Paul Rubens – und 1920 Austragungsort für die Olympischen Sommerspiele sowie 1993 europäische Kulturhauptstadt. Weltweit bekannt ist Antwerpen hauptsächlich wegen seines Diamantenhandels (leider auch Kokainhandels). Und so wundert es nicht, wenn du stellenweise auf Schritt und Tritt Juwelierläden findest.

Die Diamantenstadt Antwerpen liegt an der Schelde – französisch Escault –, die sich hier zu einer Trichtermündung verbreitert und rund 88 km weiter in die Nordsee mündet. Eine Brücke über die Schelde suchst du vergebens, das liegt daran, dass es keine gibt. Man verzichtete nämlich auf deren Bau, um die Schifffahrt nicht zu behindern. Stattdessen baute man Tunnel.

Ich persönlich bin fasziniert von dem pulsierenden, ohne stressig wirkenden Leben, den mittelalterlichen Straßen sowie den zahlreichen Sehenswürdigkeiten. Alle zu nennen würde den Rahmen sprengen, daher beschränke ich mich auf die wichtigsten:

  • die gotische Onze-Lieve-Vrouwekathedraal (Liebfrauenkathedrale) mit dem alles überragenden, filigran wirkenden Turm sowie vier Rubens Gemälden
  • das Rubenshaus, einstiges Wohnhaus des Künstlers, das heute etliche seiner Werke beherbergt
  • die Burg Steen an der Schelde, das älteste Gebäude Antwerpens, dem mehrere Aufgaben zuteil kamen: Gefängnis, Wohnung, Fischlager, Museum und nun auf dem Weg, ein großes Touristenzentrum zu werden
  • der Grote Markt mit dem berühmten Brabobrunnen und dem wunderschönen Rathaus im Renaissance-Stil mit einer atemberaubenden Fassade, die zahlreiche Statuen ziert
  • der Begijnhof
  • der Vlaeykensgang, eine Gasse aus dem Jahre 1591, die dich direkt ins Mittelalter bringt
  • der 31 m unter dem Fluss liegende und 572 m lange Sint-Annatunnel mit alten Holzrolltreppen, der nur für Fußgänger und Fahrräder gedacht ist
  • die „Eisenbahnkathedrale“, der Bahnhof, als prächtiger Bau im Stil der Gründerzeit
  • das Hipsterviertel Sant Andries
  • die Bier-Cafés und The Chocolate Line
  • zahlreiche wunderschöne Zunfthäuser
  • viele Museen wie beispielsweise das Museum Mayer van den Bergh mit mittelalterlicher Kunst, das ModeMuseum, das Red Star Line Museum über die Amerika-Auswanderer, das bereits als Gebäude auffallende Museum aan de Stroom mit Hightechausstellungen, das Plantin-Moretus-Museum mit den ältesten Druckpressen weltweit und viele andere mehr
  • etliche Parks und Grünanlagen

Um Antwerpen kennenzulernen, brauchst du mehr als nur einen Tag. Willst du einige der zahlreichen kulturellen Events erleben, so sind der Juli und der August die besten Reisemonate.

Um mein nächstes Etappenziel – Brügge – zu erreichen, fährst du am besten über die E34 und die N49 knapp 100 km gen Westen. Brügge ist eine Hansestadt, gleichzeitig auch die Hauptstadt Westflanderns sowie mittels des Boudewijnkanaals mit seinem an der Nordsee liegenden, rund 15 km entfernten Ortsteil Zeebrugge verbunden. Übrigens siehst du im Film „Brügge sehen … und sterben?“ einiges von der Schönheit der Stadt.

Auch Brügge hat eine reiche Vergangenheit, so war die Region im Spätmittelalter ein wichtiges Zentrum der Textilindustrie. Unter der Herrschaft der Herzöge von Burgund wurde die Stadt zu einer der kulturell sowie wirtschaftlich reichsten europäischen Städte. Da es von den Zerstörungen des Krieges verschont blieb, können wir heute noch das mittelalterliche Stadtbild genießen. 2002 war Brügge zudem Europäische Kulturhauptstadt.

Brügge ist wunderschön gelegen: von Kanälen, den sogenannten Reien, sowie Wallanlagen mit Windmühlen umgeben.

Du kannst dir die Schönheit der Stadt entweder zu Fuß oder mittels einer Bootstour ansehen. Am besten beides!

Brügge besitzt eine malerische, mittelalterliche Altstadt mit zahlreichen historischen Bauwerken. Beeindruckend sind die bunten Märkte, die reich verzierten Sakralbauten und vor allem die malerischen Grachten mit regem Treiben an und auf dem Wasser.

Zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten zählen:

  • der Grote Markt mit mittelalterlichem Beffroi, den du über 366 Stufen erklimmen und von seiner Plattform aus einen atemberaubenden Anblick genießen kannst
  • der benachbarte Burgplatz mit gotischen Prachtbauten
  • das Rathaus aus dem 14. Jahrhundert mit wunderschönen Innenräumen
  • die Basiliek van het Heilig, in der sich eine Ampulle mit einem Tuch, auf dem das Blut Christi sein soll, befindet
  • die gotische Kirche Onze Lieve Vrouw mit beeindruckendem Turm sowie einer Statue von Michelangelo
  • weitere Sakralbauten wie die Sint-Salvatorskathedraal mit bedeutenden Kunstwerken flämischer Künstler
  • viele interessante Museen wie das originelle Historium Bruges, das Medizinmuseum im Sint-Janshospitaal, ein Krankenhaus aus dem 11. Jahrhundert, oder das Frietmuseum, das sich ganz der Kartoffel und den Pommes frites widmet
  • die Sint-Janshuismolen, die seit Ende des 18. Jahrhunderts in Betrieb ist

Damit ist noch lange nicht genug, daher plane auch für diese Stadt mehr als einen Tag ein. Das ist gar nicht schwierig, denn auf einer kleinen Halbinsel direkt am Kanal findest du einen passenden Stellplatz.

Ein ganz besonderes Highlight ist übrigens die Heilig-Blut-Prozession im April, wo etwa 1.500 Menschen in farbenfrohen historischen Gewändern über den Grote Markt ziehen.

Über die E40 fahren wir nun Richtung Südosten in die Hafenstadt Gent, wozu man normalerweise rund eine Stunde benötigt. Waren Antwerpen schön und Brügge wunderschön, so ist Gent einfach traumhaft. Hier stehe ich am liebsten entweder direkt an der Zuiderlaan nahe der Wassersportbahn oder am Yachtdreef. Von hier aus kannst du in die Altstadt laufen – was mit rund 4 km nicht besonders nah ist – oder an der nahegelegenen Haltestelle in den Bus steigen.

Gent, Hauptstadt der Provinz Ostflandern, kommt der Größe nach gleich nach Antwerpen und wird vom National Geografic als eines der „drei authentischsten Reiseziele der Welt“ bezeichnet. Die Stadt liegt am Zusammenfluss von Schelde/Escault und Leie/Lys. Auch sie kann mit einer reichen Vergangenheit aufwarten: Dank des florierenden Tuchhandels wurde Gent im Mittelalter als Stadtstaat zu einer der bedeutendsten und größten europäischen Städte. Zum Reichtum trugen ebenfalls das sogenannte Stapelrecht für Getreide sowie das Geschäft mit Leinen und Flachs bei. Nach einer kleineren „Talfahrt“ wurde Gent Ende des 18. Jahrhunderts zu einer der ersten industrialisierten Städte auf europäischem Festland. Karl V. erblickte am späteren Prinzenhof das Licht der Welt und auch andere Berühmtheiten wie der Sänger Helmut Lotti oder der Raumfahrer Frank De Winne verbindet mit Gent viel.

Der Tatsache dankend, dass hier auf dem Gebiet zahlreiche Blumen- und Pflanzenzüchter ansässig sind, wird Gent auch die „Blumenstadt“ genannt. Besonders beeindruckt war ich jedoch, als ich las, dass hier über 9.800 kunsthistorische (teils denkmalgeschützte) Gebäude registriert sein sollen. Ich habe sie nicht nachgezählt, kann aber bestätigen, dass es sehr, sehr viele sind.

Ich genieße es immer wieder, mich in der verkehrsberuhigten Altstadt mit ihrer mittelalterlichen Architektur, den zahlreichen Türmen und Türmchen sowie den wunderschönen Zunfthäusern, speziell an den Grachten des alten Hafens, wo sich an der Graslei und der gegenüberliegenden Korenlei bis spät in die Nacht zahlreiche Menschen tummeln und das Leben genießen, aufzuhalten.

Weitere Sehenswürdigkeiten sind:

  • die Wasserburg Gravensteen aus dem 10. Jahrhundert, inmitten der Stadt
  • die imposante Sint-Baafskathedraal mit dem Genter Altar von Van Eyck; hier in der Kathedrale wurde Karl V. getauft
  • das Rathaus mit der prachtvollen Fassade sowie der nahe gelegene Beffroi
  • die Sint-Niklaaskerk mit alten Statuen, Gemälden und historischen Beichtstühlen
  • die steinerne Sint-Michielsbrug, eine Bogenbrücke über die Lys mit der Bronzestatue des Erzengels Michael
  • die mittelalterliche Abtei Sint-Pietersabdij
  • der Begijnhof Onze-Lieve-Vrouw Ter Hoyen
  • Grünflächen zur Erholung, wie den rund 150 Jahre alten Citadelpark, der auf der einstigen Zitadelle angelegt wurde
  • zahlreiche Museen wie etwa das SMAK – das Stedelijk Museum voor Actuele Kunst – für aktuelle Kunst oder das Museum Dr. Guislain, ein Museum in einer einstigen psychiatrischen Anstalt, das sich mit der Geschichte der Psychiatrie befasst

Generell ist die komplette Stadt eine einzige Sehenswürdigkeit. Als lebendige Universitätsstadt geht es hier natürlich international zu, es gibt beinahe immer etwas zu feiern, es wird – speziell im Sommer – viel auf den Straßen gelacht, gesungen und getanzt. Kutschen brettern übers Kopfsteinpflaster, Restaurants, Straßencafés und Bars laden zum Verweilen ein und Straßenmusikanten oder lebende Statuen geben ihr Können preis. Ich könnte stundenlang weiter schwärmen. Aber besser ist, du schaust dir Gent selber an. Plane ausreichend Zeit ein!

Wir machen nun eine Grenzüberschreitung ins Nachbarland Luxemburg und dort in die Landeshauptstadt, nach Luxembourg-Stadt. Es wird eine längere Fahrt von rund 280 km. Du nimmst am besten die E40, umfährst Brüssel weiträumig, fährst auf der E411 und anschließend der E25 weiter.

Aber Achtung Gefahr: Unterwegs kommst du an wunderschönen Orten wie Aalst, dem geschichtsträchtigen Waterloo, Namur oder Dinant vorbei, um nur einige zu nennen. Wenn du Zeit hast, kannst du ja den ein oder anderen Zwischenstopp einlegen.

Doch weiter nach Luxemburg-Stadt – luxemburgisch Stad Lëtzebuerg, französisch Ville de Luxembourg – ist nicht nur die Hauptstadt des gleichnamigen Großherzogtums, sondern auch eine sehr multikulturelle, internationale Stadt. Laut Statistik von 2020 sind hier 70 Prozent der Einwohner keine Luxemburger, wobei mehr als 160 Nationalitäten gezählt wurden. Welt- oder zumindest europaweit ist die Stadt vor allem auch wegen der zahlreichen Verwaltungssitze der Europäischen Union und etlicher anderer, sehr wichtiger Institutionen bekannt, die sich hauptsächlich im Nordosten der Stadt auf dem Plateau-Kirchberg befinden.

Luxemburg wird von der Alzette umflossen, ist in 24 Quartiers (Stadtteile) aufgeteilt und wird von den tiefen Schluchten der Pétrusse sowie der Alzette, beziehungsweise der gigantischen mittelalterlichen Befestigungsanlage mit den Kasematten dominiert. Leider ist die Übernachtungsmöglichkeit für uns Wohnmobilfahrer sehr begrenzt. Für eine eintägige Stadtbesichtigung rate ich zu einem Parkplatz am Kirchberg-Plateau oder Glacis, um von dort aus mit den öffentlichen Verkehrsmitteln ins Zentrum zu gelangen (zu Fuß geht auch, ich habe es probiert). Ansonsten gibt es auf einem außerhalb gelegenen Campingplatz Übernachtungsmöglichkeiten.

Bei meinem ersten Besuch war ich von der Stadt überrascht und überwältigt: Das Sprachengewirr um mich herum faszinierte mich und das Angebot an Restaurants, Cafés, Bars, Geschäften sowie Sehenswürdigkeiten schien kein Ende nehmen zu wollen.

Die komplette Altstadt wurde zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt, was wirklich berechtigt ist. Ich persönlich habe vor allem vom Gang durch die Kasematten sowie von den atemberaubenden Aussichten von der Befestigungsanlage hinunter ins Tal einen bleibenden Eindruck behalten. Der aussichtsreiche Chemin de la Corniche auf den Wallanlagen wird nicht umsonst „schönster Balkon Europas“ genannt. Ferner beeindruckt Luxemburg-Stadt mit viel Grün und zahlreichen Museen.

Zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten zählen:

  • Die Casemates du Bock (Kasematten), ein gigantischer Komplex unterirdischer Galerien und Tunnel, deren Bau 1644 begann und die in den beiden Weltkriegen als Luftschutzkeller dienten. Dazu gehören ein Verlies, ein Gefängnis sowie eine archäologische Krypta.
  • Der Chemin de la Corniche auf den Wallanlagen mit atemberaubenden Aussichten
  • die Casemates de la Pétrusse (Petruss Kasematten) mit Grünanlage sowie der daneben stehenden Bronzestatue Gëlle Fra
  • der Palais Grand-Ducal, der Großherzogliche Palast, Residenz des Großherzogs von Luxemburg, der im Sommer mit Führung besucht werden kann
  • die Cathédrale Notre-Dame in den drei Stilen Gotik, Barock und Renaissance
  • die Église Saint-Michel, die am ältesten religiösen Ort der Stadt stehen soll
  • das Fort Thüngen mit Museum sowie das benachbarte Fort Obergrünewald mit wunderschöner Aussicht
  • die Steinbogenbrücke Pont Adolphe mit atemberaubender Aussicht auf den darunterliegenden Park und die Pétrusse
  • einige schöne Plätze wie beispielsweise der Fëschmaart (Fischmarkt) oder die Place Guillaume II, der seinen besonderen Reiz auch als Frischemarkt besitzt
  • etliche Museen, allen voran die sieben zur „MuseumSmile“ gehörenden
    • das Kunstmuseum „Villa Vauban“
    • das Forum für Zeitgenössische Kunst, das „Casino Luxembourg“
    • das Stadtmuseum Lëtzebuerg
    • das Nationalmuseum für Geschichte und Kunst
    • das „Natur Musée“, Nationalmuseum für Naturgeschichte
    • das „Dräi Eechelen Museum“ im Fort Thüngen
    • das Museum für Moderne Kunst, das „Mudam Luxembourg – Musée d’Art Moderne Grand-Duc Jean“, mit einem Park voller Statuen

Und wenn du schon mal in der Stadt Luxemburg bist, solltest du unbedingt aufs Kirchberg-Plateau, das Banken- und Geschäftsviertel, fahren. Dazu kannst du die kostenlose, hochmoderne Tram nehmen. Hier findest du das Gebäude der modernen Philharmonie Luxembourg sowie eine ganz besondere Atmosphäre. Es ist sozusagen ein Viertel der Giganten, mit zahlreichen EU-Institutionen, dem größten Sport- und Kulturzentrum Luxemburgs (das Coque), dem größten Kino der Stadt, der Luxemburgischen Nationalbibliothek, dem Messezentrum (Foire), der Europäischen Schule, etlichen Banken sowie dem bereits erwähnten Musée d’Art Moderne Grand-Duc Jean.

Unser letztes Ziel heißt Echternach und liegt nur etwa 34 km entfernt, wenn du die E29 nimmst. Über die A1 ist es länger und viel weniger attraktiv; auf der kleinen CR119 befindest du dich ebenfalls auf einer sehr schönen Strecke, hast jedoch knapp 50 km vor dir.

Echternach – luxemburgisch Iechternach oder Eechternoach – liegt an der Sauer/Sûre, die die Grenze zu Deutschland bildet. Im Süden der Stadt befindet sich der künstlich angelegte Echternacher See, der einen hohen Freizeitwert besitzt und wo sich eine interessante römische Ausgrabungsstätte befindet.

Der Ort Echternach ist die älteste Stadt des Großherzogtums sowie Hauptort des berühmten Müllerthals, der Kleinen Luxemburger Schweiz. Er besticht mit seinem mittelalterlichen Charme, den er unter anderem den verwinkelten Gassen sowie den fünf restaurierten Türmen und den Überresten der einstigen Stadtmauer zu verdanken hat. Sehenswert sind ebenso die Abbaye d’Echternach, ein Benediktinerkloster aus dem 7. Jahrhundert mit Museum, und die Basilique Saint-Willibrord mit dem Grab des einzigen in Luxemburg begrabenen Heiligen in seiner Krypta, die mit Fresken geschmückte und auf archäologischem gallo-römischen Gelände stehende Église Saints-Pierre-et Paul, das Justizkreuz auf dem Marktplatz, das Musée de Préhistoire mit Funden aus der Umgebung und natürlich der bereits erwähnte See, wo wir selbst mit einem größeren Wohnmobil einen Parkplatz finden können. Highlight des Seebereichs ist die aus dem 1.-5. Jahrhundert stammende römische Villa mit Wohntrakt, Wirtschaftsgebäude, Bäderanlagen und einem Garten. Alles ist, ebenso wie das dazugehörige Museum mit interessanten 3D- Darstellungen, Infos und Modellrekonstruktionen frei zugänglich.

Neben dem Freizeitgelände am See findest du auch im Stadtpark an der Sauer/Sûre Muße und Ruhe, die hinter dir liegende Wohnmobiltour noch einmal Revue passieren zu lassen.

Wenn du es irgendwie einrichten kannst, solltest du zu Pfingsten herkommen, dann nämlich findet in Echternach ein ganz besonderes Ereignis – die Echternacher Springprozession – statt, die sogar zum UNESCO-Weltkulturerbe erhoben wurde. Es handelt sich dabei um eine jährlich am Dienstag nach Pfingsten stattfindende religiöse Prozession, bei der die Teilnehmer zur Musik durch die Straßen Echternachs bis zum Grab des Heiligen Willibrord springen.

Luxemburg Altstadt
Luxemburg Altstadt

Route 5: Durch die Kleine Luxemburger Schweiz, das Müllerthal

Steckbrief

  • Route: Echternach – Berdorf – Befort/Beaufort – Reisdorf – Waldbillig – Larochette – Nommern – Junglingster – Müllerthal – Consdorf
  • Länge: ca. 80-90 km
  • Dauer: ca. 1-2 Wochen
  • Beste Reisezeit: Juni bis September

Beste Reisezeit durch die luxemburgische Schweiz

Als beste Reisezeit für diesen Roadtrip würde ich mich auf Juni bis September, je nach Wetterlage auch noch bis Mitte Oktober, festlegen. Selbst im Mai war ich schon dort, was wunderschön war. Da der Schwerpunkt auf dem Wandern liegt, bieten sich die Monate an, die relativ niederschlagsfrei sowie angenehm von den Temperaturen her sind. Vor allzu großer Hitze im Sommer brauchst du im Prinzip keine Angst zu haben: Größtenteils ist die Gegend bewaldet, also sehr schattig, und mit kleinen, erfrischenden Bächen durchzogen. Zudem besagt die Statistik, dass die durchschnittlichen Höchsttemperaturen bei 23 °C lägen (die niedrigsten übrigens bei 3 °C im Januar). Ich habe allerdings auch schon Sommertage von annähernd 30 °C erlebt, was lediglich bei einer Besichtigung von Echternach unangenehm war.

Kurzbeschreibung der Reiseroute

Diese Route ist etwas für Naturliebhaber und Wanderfreunde – zumindest für Menschen, die Spaziergänge in der Natur lieben – und beinhaltet nur eine Stadtbesichtigung, nämlich die der ältesten Stadt Luxemburgs.

Wir durchqueren auf dieser Tour die sogenannte „Kleine Luxemburger Schweiz“, das nahe an der deutschen Grenze bei Trier gelegene, märchenhafte Mullerthal (Müllertal). Noch vor 1879 galt diese urwaldähnliche Region, die man einst „Land der Wölfe“ nannte, als schwer zugänglich sowie gefährlich. Auf unserer Wohnmobiltour merken wir von der Gefährlichkeit rein gar nichts, können es uns aber – ebenso wie die Tatsache, dass das Gebiet schwer zugänglich war – gut vorstellen.

Uns begegnen beeindruckende Felsformationen mit teils interessanten Namen wie Huellee oder Piteschkummer sowie engen Passagen, geheimnisvolle Schluchten und Höhlen, ein wunderschöner Wasserfall mit dem abstrusen Namen „Schiessentümpel“, Burgen, kleine erfrischende Wasserläufe, eine artenreiche Pflanzenwelt – je nach Jahreszeit – und interessante Legenden sowie Sagen, die sich um diesen, von der UNESCO ausgezeichneten Natur- & Geopark Mëllerdall drehen. Wer mag und kann, stellt sein Wohnmobil auf einem der Campingplätze ab und wandert über den 112 km langen „Mullerthal Trail“. Teilabschnitte tun es jedoch auch! Der Trail ist übrigens mit einem großen „M“ gut markiert.

Wenn du nicht nur einfach möglichst schnell von einem Ort zum nächsten gelangen möchtest, nutze die kleineren Straßen, dann kommst du durch eine atemberaubende Landschaft, in der sich immer wieder ein Zwischenstopp lohnt.

Routendetails und Highlights auf der Route durch die luxemburgische Schweiz

Campingplatz-, Stellplatz-  & Park-Tipps

  • Echternach, siehe Tour „Fünf sehenswerte Orte in Belgien & Luxemburg“
  • Berdorf, Camperhafen Martbusch, Beim Martbusch 3, 9 Plätze, neben dem Campingplatz, Anmeldung am Campingplatz, Zentrum 500 m, keine Einkaufsmöglichkeit, max. 2 Nächte, mit allem, Wasser & Strom extra, Waschmaschine & Trockner, WC & Dusche kostenlos am Campingplatz, Hund kostet extra, ganzjährig
  • Berdorf, Wanderparkplatz außerhalb, N49° 49′ 0.5″ E6° 21′ 34.4″, nahe der CR364, enge Zufahrt, Übernachtungsverbot
  • Berdorf, Wohnmobilstellplätze vor der Schranke des Camping Belle Vue-2000, Rue de Consdorf 29, 13 Plätze, max. 12 m, außerorts, Brötchenservice, Imbiss 100 m, Restaurant 500 m, Supermarkt 5 km, ganzjährig geöffnet
  • Beaufort, Stellplätze am Camping Park Beaufort, Grand Rue 87, 20 Plätze, Freibad & Kunsteisbahn in der Nähe, ganzjährig geöffnet
  • Beaufort, Parkplatz vorm Château Beaufort, an der CR128, 1-2 Plätze, Übernachtungsverbot
  • Dillingen, Camping Wies-Neu, Rue de la Sûre 12, 14 Stellplätze, kleiner Familiencampingplatz, am Ortsrand, direkt am Fluss, an der deutsch-luxemburgischen Grenze, Lebensmittel, Restaurants in der Nähe, geöffnet 1. April-Ende Oktober
  • Reisdorf, Camping de la Sûre, Rue de la Sûre 23, 89 Wohnmobilplätze, an der N10, Ort 300 m, am Fluss, Baden, Kanu fahren & Angeln, Kiosk, Imbiss/Restaurant, Supermarkt, Brötchenservice, geöffnet März-Ende Oktober
  • Reisdorf, Camping de la Rivière, Route de la Sûre 21, 3 Wohnmobilstellplätze, an der N10, am Fluss, geöffnet 1. April-Anfang November
  • Waldbillig-Haller/Beaufort, Camping Relax, Rue Henerecht 20, mit 5 Kurzzeitstellplätze, Strom, Wasser & Abfluss an jeden Platz, 4 km südlich von Beaufort im OT von Waldbillig, sehr ruhig, am Ortsrand, Pool, Restaurant, Einrichtungen des Campingplatzes nutzbar, Campingplatz geöffnet Ende April-Mitte Oktober, Stellplatz ganzjährig
  • Larochette/Fels, Stellplätze auf Camping Auf Kengert, Kengert 1, 3 km nördlich von La Rochette/Fels, weit außerhalb, idyllisch im Grünen, Entsorgung, Lebensmittelgeschäft, Restaurant, Preisermäßigung für 1 Nacht, geöffnet 1. März-Anfang November, Wohnmobile ganzjährig auf dem Parkplatz willkommen
  • Larochette/Fels, Camping Birkelt, Rue de Mersch 96, mit extra Wohnmobilstellplätzen, auf einem Hügel, Ort/Schloss 2 km, geöffnet Ende April-Mitte September
  • Nommern, 13 Wohnmobilstellplätze vor der Schranke des Eurocamping Nommerlayen, Rue Nommerlayen, Ort 1 km, Preisrabatt bei 1 Nacht, mit allem, Strom kostet, Waschmaschine, WC, geöffnet Anfang April-Anfang November
  • Junglinster, kostenloser Wohnmobilstellplatz, Rue Emile Nilles/ Rue Nicolas Glaesener, 3 Plätze, max. 7 m, max. 1 Nacht, auf Parkplatz, im Industriegebiet, Ort 200 m, Einkaufen 300 m, Restaurant 600 m, Ver- und Entsorgung gegen Gebühr, bei Veranstaltungen gesperrt
  • Müllerthal, Camping Cascade, Rue des Moulins 3a, ruhiger Platz, am Bach, Schiessentümpel in der Nähe, ideal als Ausgangspunkt zum Wandern durchs Mullerthal, Restaurant in der Nähe, Infozentrum nebenan, geöffnet Anfang April-Ende Oktober
  • Consdorf, Stellplätze auf dem Camping La Pinede, Rue Buurgkapp 35, Ort 500 m, Ver- und Entsorgung, Strom, geöffnet Mitte März-Mitte November

Beginnen wir in Echternach, dem Hauptort des Mullerthals, der gleich hinter der deutschen Grenze liegt. Über ihn möchte ich an dieser Stelle nicht weiter berichten, da er auf der Route „Fünf sehenswerte Orte in Belgien & Luxemburg“ den Abschluss bildete und ausführlich beschrieben wurde.

Von hier aus fahre ich über die N10 und die CR364 nach Berdorf, welches direkt im Herzen der Kleinen Luxemburger Schweiz liegt. Berdorf grenzt an den Mullerthal Trail und weist einige weitere interessante Wanderwege aus. Outdoor- und Abenteuer-Freunde kommen hier zudem dank einer beschilderten Mountainbike-Route sowie dem alpinen Felsklettergebiet „Waanterbach“ voll auf ihre Kosten. Besonderes Highlight ist die Anfang November stattfindende Hubertusmesse.

Die besonderen Highlights der Natur in der Gegend um Berdorf herum sind die Waanterbach-Siweschlëff mit steilen Felsen und engen Schluchten, die Räuberhöhle/Raiberhiehl, wo du beinahe durchkriechen sowie über künstlich angelegte, steile Metalltreppen steigen musst, die Roitzbachschluff, die Höhle Huel Lee oder der zwischen zwei Felsen hindurchgehende Aufstieg Perekop mit Aussichtspunkt.

Nur rund 8 km westlich – auf der CR364 bleibend – befindet sich unser nächstes Ziel, Belfort oder auch Beaufort. Der Ort wird von der gleichnamigen mittelalterlichen Burg sowie einem Renaissanceschloss (Les châteaux de Beaufort) dominiert. Lokale Spezialität, die du dir nicht entgehen, lassen solltest ist der „Cassero“, ein Schwarzer-Johannisbeer-Likör, der in Les châteaux de Beaufort verköstigt werden kann.

Weiter geht’s über die CR128 nach Reisdorf (ca. 6 km), das gerne als „Tor zum Mullerthal“ angesehen wird, wenn man aus den Ardennen kommt. Hier fließen sowohl die Sûre/Sauer als auch die Our und die Weiße Ernz. Neben den beliebten Wanderwegen durchs Mullerthal gibt es einen Weg mit traurigem Hintergrund, die „Promenade du Souvenir“. Sie berichtet von den tragischen Ereignissen der Ardennen Offensive (1944/45).

Die relativ kurvenreiche, aber schöne CR128 begleitet mich nun – wieder über Beaufort fahrend – knapp 12 km gen Süden bis nach Waldbillig, luxemburgisch Waldbëlleg. Übrigens ist auch Müllerthal, das dem berühmten Wandergebiet seinen Namen gab, ein Ortsteil von Waldbillig.

Unweit von Waldbillig findest du auf einem Felsvorsprung die Ruine der frühmittelalterlichen Heringerburg, einzige Felsenburg Luxemburgs. Während einer Wanderung entdeckte ich zudem eine Infotafel mit dem Inhalt „Zwei Mezolitische Gräber am Loschbur“, Gräber habe ich jedoch keine entdecken können.

Rund 11 km weiter westlich (die CR118 nehmend) befindet sich die Gemeinde Fels, besser bekannt unter ihrem französischen Namen Larochette (luxemburgisch Fiels). Larochette ist die luxemburgische Gemeinde mit dem höchsten Ausländeranteil (über 60 %) und bekannt durch das Château fort de Larochette, eine mittelalterliche Schlossruine aus Naturstein, die über dem malerischen Dorf thront. Hier finden Konzerte und Kunst-Wechselausstellungen statt.

Das benachbarte Nommern ist keltischen Ursprungs, wovon einige archäologische Funde – wie die Fliehburg Aalburg in den Felsformationen Noumerleeën oder der Fels Lock (aufgrund seines Aussehens auch Rocher Champignon genannt) – zu erzählen wissen. Empfehlenswert ist der Rundwanderweg N2 auf der Trasse der einstigen Schmalspurbahn „Jhangli“.

Wenn du magst, kannst du einen kleinen Abstecher über die CR129 machen und in rund 16 km auf dem Stellplatz in Junglingster eine Wanderpause einlegen. Junglingster selber ist eine Großgemeinde, bestehend aus 12 Ortschaften. Die beiden historischen Bauwerke – das Château de Bourglinster und das Château de Weymerich – sind heute Veranstaltungsörtlichkeit mit Restaurant beziehungsweise ein vom Fall bedrohtes Gebäude.

Ich begebe mich lieber direkt über die E29 nach Müllerthal. Am dortigen Camping Cascade stehe ich immer wieder gerne, denn es ist der schönste Ausgangspunkt für Wanderungen durch das märchenhafte Mullerthal. Hier kann ich abends am kleinen rauschenden Bächlein den Tag Revue passieren lassen, hier gibt es eine freundliche Verwaltung, und auch sonst alles, was mein Wohnmobilherz begehrt.

Der bekannte Wasserfall Schiessentümpel (Schéissendëmpel) an der Schwarzen Ernz mit der malerischen Brücke (1879) – beides Symbole des Mullerthals – befindet sich an der Straße (CR121), in direkter Nachbarschaft zum Campingplatz. Auch die Heringerburg Ruine sowie verschiedene Wanderrouten über oder entlang des Mullerthal Trails sind von hier aus sehr gut zu erreichen. Die Schönheit der -zig Felsformationen, Höhlen und Schluchten kann ich nicht beschreiben, die musst du selber erleben. Tipp: Nimm eine Taschenlampe mit!

Unser letztes Etappenziel, ehe wir wieder zum Ausgangspunkt Echternach kommen, ist Consdorf. Zwischen unserem letzten Aufenthalt und hier liegen viele der eben erwähnten Felsformationen und andere Naturschönheiten. Consdorf liegt nur rund 3 km östlich und kann auch zu Fuß erreicht werden. Somit befindet sich auch dieser Ort inmitten des Mullerthal-Wandergebietes. Und wer mag, kann auf der Trasse der einstigen Schmalspurbahn, wo sich heute ein gut ausgebauter Fahrradweg befindet, nach Echternach, Dietkirchen, Trier oder gar in die Hauptstadt fahren.

Römische sowie prähistorische Funde beweisen, dass Consdorf eine sehr alte Gemeinde ist. Eine der historischen Sehenswürdigkeiten ist die Pfarrkirche mit dem gotischen Turm aus dem 12./13. Jahrhundert.

Fazit

Sowohl das Königreich Belgien als auch das kleine Herzogtum Luxemburg sind eine oder besser noch mehrere Reisen wert. Hier findest du zahlreiche Sehenswürdigkeiten, die man kennenlernen muss, aber auch einiges an Naturschönheiten. Auf die belgische Küste kann ich – vor allem im Sommer – eher verzichten, dafür sind einige der Städte umso mehr ein Muss. Auf dem besten Weg zu einem wohnmobilfreundlichen Land sind beide, was man daran merkt, dass – vor allem in Luxemburg – die Zahl der Stellplatzmöglichkeiten steigt. Wobei viele der luxemburgischen Wohnmobilstellplätze einem Campingplatz angegliedert sind.

Wie wäre es mit einer Wohnmobilreise durch Nordfrankreich?

Wie wäre es mit einer Wohnmobilreise in den Norden des Nachbarlands Frankreich? Die meisten kennen in Nordfrankreich die Normandie oder die Bretagne, Hauts-de-France, unmittelbar nach der belgischen Grenze beginnend, kennt kaum einer.

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Bildnachweis: canva.com

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