Kurzarbeit bedroht Hymer trotz Rekordumsatz – was sind die Gründe?

Hymer hat im vergangenen Geschäftsjahr, welches im Juli 2021 endete, mit 2,7 Milliarden Euro Umsatz eine 23% Steigerung zum eh schon starken Vorjahr erwirtschaften können. Doch weshalb ist Erwin Hymer Group-CEO Martin Brandt trotzdem besorgt und rechnet sogar mit Kurzarbeit im November und Dezember?

Schwierigkeiten bei Zulieferern

Der Grund ist einfach, jedoch schwerwiegend: es gibt ernsthafte Zweifel an der  Lieferfähigkeit der Zulieferer. Selbst große Fahrzeughersteller wie Daimler, Fiat und PSA haben Schwierigkeiten die von Hymer gemachten Bestellungen für die Fahrwerke zu bedienen. Und ohne Chassis wird es schwer Wohnmobile zu bauen, da diese Teile alleine schon 60% des Fahrzeuges ausmachen.

Wie kommt es, dass selbst diese großen Unternehmen trotz ihrere Marktmacht in Lieferschwierigkeiten geraten? Zu suchen ist der Engpass vor allem bei der Halbleiterindustrie, der im unglücklichsten Fall noch bis Sommer 2023 anhalten könnte. Inwieweit und in welchem Ausmaß die Ermin Hymer Group betroffen sein wird, ist bisher noch nicht abzuschätzen. Trotzdem wird mit dem schlimmsten gerechnet.

Neben dem Chassis-Engpass machen auch andere Zulieferprodukte dem Hymer CEO Kopfzerbrechen: auch Materialien wie Holz oder auch Kühlschränke, die aus Asien geliefert werden, sind nicht immer ausreichend vorhanden.

Maximale Auftragslage bei Hymer

Hymer hat jetzt schon ausreichend Aufträge für ein weiteres komplettes Jahr und Martin Brandt rechnet mittelfristig noch mit keiner Abnahme des Camping Booms. Vor allem bei den Hymer-Vans gibt es eine Steigerung von 60% der Nachfrage. Jüngere Generationen sind auf der Suche nach praktischen Wohnmobilen, die sie ähnlich wie einen PKW im Alltagsleben, aber auch am Wochenende für Campingreisen nutzen können.

Generell kann über die Kundschaft gesagt werden, dass sie anspruchsvoller wird, jedoch auch in zunehmendem Maß Nachhaltigkeit erwartet, weshalb das Unternehmen sich hier hohe Ziele gesetzt hat.

Zukunftspläne von Hymer und die Rolle der Bundesregierung

Hymer hat sich für die Zukunft viel vorgenommen, doch ist in vielen Fällen von vielen Faktoren abhängig, die sie nicht direkt beeinflussen können. Auch im Hinblick auf die Nachhaltigkeit sind längst große Ziele gesetzt worden: bis 2030 soll die CO2 Emission auf ein Fünftel gesenkt werden. Auch wird nach Lösungen im E-Wohnmobil Bereich gesucht und Innovationen sind hier in Planung. Wobei der Fokus in einer ersten Phase auf den hybriden Fahrzeugen sein wird. Komplett elektrische Wohnmobile sind erst dann denkbar, wenn zumindest in Europa ein flächendeckendes Netz von Ladestationen aufgebaut ist.

Bevor das Thema jedoch groß angegangen werden kann muss die Bundesregierung hier addressiert werden, um eine wichtige Voraussetzung in die Wege zu leiten. Bei jetziger Führerschein-Lage können Besitzer einer normalen Fahrerlaubnis -wenn sie nach 1999 den Führerschein gemacht haben- nur Fahrzeuge bis max 3,5 Tonnen steuern. Eine Initiative fordert nun die Anhebung auf 4,25 Tonnen.

Aus dem einfachen Hintergrund, dass die Batterien für hybride und E-Fahrzeuge sehr viel schwerer sind als bei den jetzigen Reisemobilen. Nur so lohnt sich wirtschaftlich gesehen die hohe Investition in die nötigen Innovationen, so dass die neuentwickelten, nachhaltigeren Wohnmobile in großem Umfang auf den Markt gebracht und verkauft werden können.

Foto von Hymer.com