Nachdem wir bereits zweimal mit dem Wohnmobil im Südwesten der USA unterwegs waren, wollten wir uns gern mal den mittleren Westen ansehen.  Dazu bietet sich eine Wohnmobilüberführung an.  Die Wohnmobilvermieter rüsten jedes Jahr ihre Flotte mit neuen Fahrzeugen aus. Die Wohnmobilhersteller liegen meist in den Bundesstaaten Illinois, Indiana und Minnesota. Die neuen Wohnmobile müssen dann für die Saison in den Westen gebracht werden. Deshalb bieten sie im zeitigen Frühjahr, meist schon im März Fahrten in den Westen, nach Florida und in den Osten an. Diese Überführungen sind meist sehr preisgünstig und man kann zwischen 14 und 42 Tagen wählen, sowie den angebotenen Zielort.  Die Größe des Fahrzeuges bestimmt aber der Vermieter. Diese Angebote sind immer relativ schnell vergriffen.

Chicago

Anreise in die USA und Übernahme Wohnmobil

Im Jahr 2018 haben wir eine Wohnmobilüberführung nach Las Vegas durchgeführt und wir hatten 42 Tage Zeit. Geflogen sind wir mit British Airways von Berlin über London nach Chicago. Ein kleiner Schreckmoment entstand als unser Flug nach London eine Stunde Verspätung hatte. Aber wir haben unseren Flieger in London doch noch ohne Probleme bekommen.

In Chicago waren wir in einem Hotel untergebracht, wo Road Bear, unser Vermieter, eine Büro angemietet hatte. So konnten wir hier bereits die Formalitäten mit dem Wohnmobil erledigen. Wir hatten zwei Nächte in Chicago gebucht, um uns an einem Tag die Stadt anzusehen. Zu dieser Zeit Anfang März lag zum Glück kein Schnee mehr und die Temperatur war um den Gefrierpunkt.

Am 13. März war die Übernahme geplant. Pünktlich um 7 Uhr am Morgen brachte uns ein Bus nach Middlebury in Indiana. An der Übernahmestation von Road Bear war alles gut organisiert. Jeder bekam sein Fahrzeug zugewiesen und es erfolgte eine korrekte Übergabe in deutscher Sprache. Leider haben wir nur ein kleines Wohnmobil mit 23 Feet bekommen. Aber wir haben uns damit arrangiert.

 

Myrtles Plantage

Der Campingurlaub kann beginnen

Am frühen Nachmittag sind wir dann losgefahren, und es kam nun richtiges Urlaubsfeeling auf.  Inzwischen hatte es angefangen zu schneien. Wir fuhren Richtung Süden zum Ersteinkauf. Die Fahrt führte uns durch das Amish Gebiet. Ab und zu kam uns eine schmale schwarze und geschlossene Kutsche mit einem Pferd entgegen.

Der Ersteinkauf dauert meist zwei Stunden. Anschließend ging die Fahrt in Richtung Süden. Übernachtet haben wir das erste Mal auf einem Campground bei Peru. Wir waren die einzigen Gäste und wurden sehr freundlich behandelt. Nach der Ankunft ist immer erst einmal auspacken angesagt. Von Road Bear hatten wir sehr schöne warme Steppbetten bekommen. Das Wohnmobil war nicht winterfest und wir konnten den Wasseranschluss nicht nutzen. Aber für eine Nacht war das kein Problem, da wir die Sanitäranlagen auf dem Campingplatz ganz für uns allein hatten.

Dies war die kälteste Nacht auf unserer Fahrt mit minus vier Grad und am Morgen sahen wir eine weiße Winterlandschaft. An diesem Tag wollten wir weit in den Süden fahren. Unser Ziel war Nashville und wir hofften, dass es dort bereits wärmer ist. Es geht ausschließlich über Interstates, die teils ganz schön holprig sind. Die Trucks rauschten an uns mal links und mal rechts vorbei.

 

New Orleans

Von Nord nach Süd – Über Nashville nach New Orleans

In Nashville war es bereits Frühling und angenehm warm. Hier konnten wir die Wasserleitung und den Tank durchspülen und unser Wohnmobil voll in Gebrauch nehmen.

Auf unserer Route in den Süden hatten wir meist Doppelübernachtungen, damit wir uns Nashville, Graceland in Memphis und Natchez ansehen konnten. Wir kamen in die Südstaaten Mississippi und Louisiana. Auf dem Weg nach New Orleans besuchten wir zwei Plantagen. Sie zeugen von dem Reichtum Einzelner  und dem Elend vieler tausend Sklaven. I

n New Orleans schauten wir uns das historische French Quarter an und waren begeistert von der Architektur. Auf der Weiterfahrt wurden noch zwei Plantagen besichtigt und anschließend gab es eine Bootstour durch die Sümpfe von Louisiana. Wir sahen viele Alligatoren, Schildkröten und die verschiedensten Vögel. Das war für uns ein besonderes Erlebnis.

Lake Martin

Nach Westen – von der Küste in die Wüste

Eigentlich wollten wir ja an die Küste bei Galveston. Leider hatte ich nicht beachtet, dass die Zeit des Spring Days war. Alle Campingplätze waren an dem Wochenende ausgebucht. Also haben wir nördlich von Housten einen Ruhetag eingelegt. Die Fahrt ging dann weiter in Richtung Westen und wir besichtigten die tolle Stadt San Antonio.

Diese Stadt ist wunderschön und der River Walk gibt ihr ein besonderes Flair.  Hier erlebten wir dann eine Nacht mit sehr viel Regen und Gewitter. Am anderen Morgen waren zahlreiche Straßen überschwemmt. Wir schafften es aber auf die Interstate und fuhren weiter in Richtung Westen.

An diesem Abend erreichten wir die Wüste, was für ein Kontrast an einem Tag. Unser nächstes Ziel war der Big Bend Nationalpark. Hier hatte ich zum Glück alles vorgebucht, denn die Campingplätze waren alle voll, da es kurz vor Ostern war. Dieser Nationalpark liegt am Rio Grande, den ich mir viel imposanter vorgestellt hatte und an der Grenze zu Mexiko. Wir sahen hier viele blühende Kakteen und das erste Mal Road Runner (Rennkuckucks) in Aktion.

 

Santa Fe

Von Santa Fe bis in den “Wilden Westen”

Die Fahrt ging dann wieder in Richtung Norden nach Santa Fe. Auf dem Weg dahin  besichtigten wir Fort Stevens und die beeindruckenden Carlsbad Caverns. Ein Abstecher zu den White Sand Dunes und dem Valley of Fires waren weitere Höhepunkte unserer Reise. Die Stadt Santa Fe hat uns sehr beeindruckt. In diesem sehr schönen Ort ist die Pueblo Kultur fester Bestandteil der Architektur. Hier haben sich sehr viele Künstler angesiedelt und es gibt die älteste Kirche der USA.

Tombstone

Die Fahrt ging dann wieder in Richtung Südwesten. Wir besuchten die alte Westernstadt Tombstone und die Mission San Xavier. Anschließend schlugen wir unser Lager zwischen den Saguaros auf. Diese Kakteenwelt ist wirklich beeindruckend. Da wir noch nicht genug von den Kakteen hatten, ging es noch zu dem Organ Pipe National Monument. Seit wir die Wüste erreicht hatten, passierten  wir in der Nähe der mexikanischen Grenze des Öfteren eine Boarder Controll.

 

Organ Pipe NM

Weitere Ziele auf dem Weg nach Las Vegas waren der Lost Dutchman State Park, wo wir eine alte Gold Town besichtigten und nachgespielte Wildwestszenen und viel Knallerei erlebten. In der Nähe von Cottonwood besichtigten wir das Tuzigoot National Monument, wo einst die Anasazi Indianer in ihren Pueblos lebten.  Die alte Bergarbeiterstadt Jerome ist ebenfalls sehr interessant.

Die Fahrt ging weiter in Richtung Flagstaff und zu dem Sunset Crater Vulcano. Nicht weit davon liegt ein weiterer Ort der Anasazi Indianer mit dem größten Pueblo der damaligen Zeit, das Wupatki National Monument. All diese Orte der Indianer stammen aus dem 12. Jahrhundert.

 

Hoover Dam

Route 66, Hoover Dam, Valley of Fire und Las Vegas

Die nächsten Höhepunkte unserer Reise waren Seligman, bekannt durch die Route 66 und der Lake Mead. Hier besichtigten wir den eindrucksvollen Hoover Dam, der die Versorgung von Las Vegas und der ganzen Umgebung mit Wasser garantiert.

Ein weiteres Highlight war kurz vor der Abgabe des Wohnmobiles das Valley of Fire. Dieser State Park bietet ein wahres Feuerwerk von Farben und bizarren Steinen.

Als wir unseren „Kleinen“ dann in Las Vegas abgeben mussten, überfiel uns doch etwas Wehmut. Aber wir bekamen ein anderes Wohnmobil und der zweite Teil unseres Urlaubes begann mit der Fahrt in den Norden nach Seattle.

 

Valley of Fire

Fazit

Für uns war so eine Wohnmobilüberführung ideal, um viele Ziele auf dem Weg nach Westen anfahren zu können.  Wir sind 4.800 Meilen gefahren und haben etwa 496 Gallonen Benzin verbraucht. Dafür war die Fahrt aber sehr abwechslungsreich und vielfältig. Wenn sich jemand hauptsächlich die Nationalparks im Westen anschauen möchte, für den ist so eine Überführung nichts, auch wenn sie sehr preiswert ist. Denn die Zeit und die Benzinkosten wiegen das nicht auf.

Unser Kleiner ist sehr gut gefahren auch über die schlimmsten Straßenabschnitte mit Schlaglöchern. Wir hatten nur etwas Probleme mit der Wasserpumpe, die auf Campingplätzen ohne direkten Wasseranschluss meist nur mit halber Kraft lief. Die Gefahr bei den neuen Fahrzeugen ist immer, dass  „Kinderkrankheiten“ auftreten können.

 

Seligman

Auf unserer Tour hatten wir eine Dreifachübernachtung (Organ Pipe), zehn Doppelübernachtungen und neunzehn Einzelübernachtungen. Wir haben 22 Privatplätze, 19 staatliche Campingplätze und einmal Boondocking (Lake Martin) genutzt. Die Nutzung der Privatplätze war durch die Besuche von Städten bedingt. Auf dieser Reise haben wir unser Herz für State Parks entdeckt. Sie liegen eben wunderbar in der Natur und die Sites sind groß und haben mehr Abstand zum Nachbarn.

Das Wetter war die meiste Zeit sehr schön. In Chicago war es zu Beginn bewölkt, aber die Sonne kam dann doch noch raus. Die Temperaturen waren für den noch herrschenden Winter ganz angenehm. Am Tag der Übernahme gab es mehrere Schneeschauer. Die erste Nacht im Wohnmobil war mit minus 4°C die Kälteste. Aber bereits in Nashville war es angenehm warm und der Frühling zeigte sich von seiner schönsten Seite. Auf dem Weg nach Natchez und in San Antonio gab es noch mal Regen. Die restliche Zeit hatten wir fast nur schönes Wetter mit sehr viel Sonnenschein und angenehmen Temperaturen.

 

Mission San Xavier

Am wärmsten war es in Big Bend, bei Tucson und im Organ Pipe NM. Als wir nach San Antonio in die Wüstengegend kamen, gab es oft sehr starken Wind. Besonders stark war er auf den Campgrounds Brantley State Park und im Valley of Fires in New Mexiko. Dort hat unser Wohnmobil richtig geschwankt. Ansonsten ist der Frühling eine sehr schöne Reisezeit. Selbst in den Wüstengegenden ist es noch grün und es blüht überall. Die Tage werden immer länger.

Eine Wohnmobilüberführung ist für diejenigen geeignet, die auf Ihrer Reise viel sehen wollen. Wie die Preise allerdings jetzt nach Corona sein werden, kann man nicht sagen.  Die Preise für die Campingplätze lagen bei 37 $ für private und bei 20 $ für die staatlichen Plätze. Der Benzinverbrauch lag bei 24 Liter je 100 km und bei 0,77 $ pro Liter. Wer mehr über unsere Reise erfahren möchte, kann sich gern mal den Reisebericht mit vielen Fotos ansehen.

Über die Autorin Christine Kruhl:
Mein Mann und ich lieben das individuelle Reisen. Wir waren früher mir unseren Kindern immer mit Zelt und Auto unterwegs in Europa. Durch diese Art des Reisens haben wir viele Länder, Menschen und Landschaften kennen gelernt. Wir interessieren uns auch sehr für die Geschichte der Regionen, die wir besuchen. Im Jahr 2003 waren wir das erste Mal mit dem Wohnmobil in Westkanada unterwegs. Da haben wir uns einen „Virus“ eingefangen, der uns immer wieder dorthin zieht. Wir waren noch zweimal im Westen von Kanada und dreimal in den USA unterwegs. Alle diese schönen Orte stellen wir nach und nach auf meiner Website vor: https://interessanteorte.com/

Bis auf wenige Ausnahmen ist Wildcampen in der USA verboten. Unterschiedliche Regelungen können je nach Bundesstaat gelten.

Wenn man einigermaßen sparsam ist, kann man mit ca. 1000Euro rechnen (pro Woche pro Person).

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