Mit der entsprechenden Pflege erreichen Wohnmobile nicht selten ein beträchtliches Alter. Die Oldtimer erfreuen sich nicht nur aus nostalgischen Gründen einer hohen Beliebtheit, sondern auch ihre robuste Technik wissen viele Wohnmobilfreunde zu schätzen. Neben dem Erhalt von Oldtimern als Kulturgut darf jedoch – wie bei anderen Fahrzeugen auch – die Besteuerung nicht außer Acht gelassen werden. Der Gesetzgeber hat daher bereits im Jahr 1997 das H-Kennzeichen für historische Fahrzeuge ins Leben gerufen.

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  • Um ein H-Kennzeichen zu erhalten muss das Wohnmobil mindestens 30 Jahre alt sein und einer Begutachtung und Bewertung gemäß §23 StVZO standhalten.
  • Diese Begutachtung und Bewertung erfordert einen original historischen Zustand.
  • Generell gibt es keine besonderen Einschränkungen mit einem H-Kennzeichen außer bei der gewerblichen Nutzung
  • Ein H-Kennzeichen kostet zwischen 150 und 420 Euro. Bei den Steuern ist ein Wohnmobil mit H-Kennzeichen günstiger als herkömmliche Wohnmobil.
  • Jedoch ist zu beachten das individuelle Kosten beim Umbau entstehen können, um den historisch anerkannten Zustand zu entsprechen. Diese sind von Wohnmobil zu Wohnmobil unterschiedlich.

Wann bekommt ein Wohnmobil ein H-Kennzeichen?

Fahrzeuge, die über 30 Jahre alt sind, zählen zu den Oldtimern. Das wird durch den Buchstaben „H“, der für „historisch“ steht und auf dem Kfz-Kennzeichen auf der rechten Seite zu finden ist, offiziell bestätigt. Nur Fahrzeuge, die dem Originalzustand sehr nahe kommen oder durch Fachleute restauriert wurden, erhalten das H-Kennzeichen. Belohnt wird diese „Erhaltung kraftfahrzeugtechnischen Kulturgutes“ mit einer geringeren Besteuerung des historischen Fahrzeugs.

Solltest Du ein H-Kennzeichen für Dein Wohnmobil in Betracht ziehen, sind einige Punkte zu berücksichtigen. Dazu zählt unter anderem die Begutachtung und Bewertung des Fahrzeugs durch einen zugelassenen Sachverständigen wie dem TÜV. Gemäß § 23 Straßenverkehrszulassungsordnung (StVZO) sind dafür folgende Voraussetzungen notwendig:

Das Wohnmobil muss vor über 30 Jahren das erste Mal in Betrieb genommen worden sein. Nur so ist eine positive Begutachtung und der Erhalt der Schlüsselnummer „0098“ realisierbar. Die Pflicht zum Nachweis liegt immer beim Halter des Fahrzeugs. Einige Zulassungsbehörden legen bei der Bestimmung des Fahrzeugalters nicht das genaue Datum der ersten Zulassung zugrunde. Für sie ist häufig nur das Jahr der Erstzulassung entscheidend. Aufgrund der unterschiedlichen regionalen Vorgehensweisen solltest Du Dich vor der Beantragung des H-Kennzeichens bei der für Dich zuständigen Zulassungsbehörde erkundigen.

Die Begutachtung  und Hauptuntersuchung

Zunächst erfolgt eine Untersuchung des Fahrzeugs, die mit einer Hauptuntersuchung nach § 29 StVZO zu vergleichen ist. Dies gilt für Fahrzeuge, die eine gültige Betriebserlaubnis besitzen und bei denen die letzte HU vor mehr als zwei Monaten stattgefunden hat. Anschließend erfolgt die Begutachtung nach § 23 StVZO.

In jedem Falle muss beim Fahrzeug die Originalität ersichtlich sein, wobei in Einzelfällen einige Merkmale leicht abweichen dürfen. Hier solltest Du Dich von Deiner Fachwerkstatt beraten lassen.

Es sind auch heute noch solche Umbauten anerkennungsfähig, die früher schon existent, also zeitgenössisch waren. Die Ausrüstung mit Zusatzluftfedern ist zulässig, ohne das historische Kennzeichen zu gefährden. Bei der Abnahme durch den Gutachter sind die Nachweise dafür durch den Halter vorzulegen. Außerdem ist das Fahrzeug in einem positiven Erhaltungs- und Pflegezustand vorzustellen.

Selbstverständlich sollte Dein Wohnmobil verkehrstauglich sein und den allgemeinen Anforderungen entsprechen. Für Dein Fahrzeug gelten jedoch nur die gesetzlichen Regelungen, die bereits beim Zeitpunkt der Zulassung Gültigkeit hatten. Es gibt keine Pflicht zur Nachrüstung für Sicherheitsgurte, Leuchtweiten-Regulierungen oder Katalysatoren, da dies dem Prinzip der Originalität widersprechen würde.

Wo wird das Kennzeichen beantragt?

Sobald Du das Gutachten für Dein Fahrzeug erhalten hast, kannst Du das historische Nummernschild beantragen. Der Antrag für ein H-Kennzeichen ist über die zuständige Zulassungsbehörde zu stellen. Je nach Region können die Regelungen zum H-Kennzeichen unterschiedlich sein. Daher empfiehlt es sich, vor der Beantragung Erkundigungen über die Vorgehensweise einzuholen.

Für die Beantragung benötigst Du folgende Unterlagen:

  • H-Gutachten
  • Personalausweis oder Reisepass (plus aktuelle Meldebestätigung)
  • Nachweis über die Hauptuntersuchung
  • Zulassungsbescheinigungen I und II (Fahrzeugbrief/Fahrzeugschein)
  • elektronische Versicherungsbestätigung (Evb-Nummer)
  • amtliches Kennzeichnen (sollte das Fahrzeug vorher nicht stillgelegt gewesen sein)
  • SEPA-Lastschriftmandat für die Kraftfahrzeugsteuer

Welche Einschränkungen gelten ?

Wenn Du ein H-Nummernschild für Dein Wohnmobil erhalten hast, sind prinzipiell keine Einschränkungen zu erwarten. Du darfst Fahrzeuge wie historische Lkw, die zum Wohnmobil umgebaut wurden, jedoch nicht gewerblich nutzen. Fahrten ins Ausland oder das Befahren von Umweltzonen sind dagegen problemlos möglich.

Gibt es Beschränkungen hinsichtlich Tempolimit und ist Dauerbetrieb möglich?

Es gibt kein spezielles Tempolimit für Fahrzeuge mit historischem Nummernschild. Es gelten die gleichen Geschwindigkeitsbegrenzungen wie für Fahrzeuge jüngeren Alters.

Du musst keine Probleme befürchten, wenn Du mit Deinem Wohnmobil mit H-Kennzeichen auf Reisen gehst. Das historische Kennzeichen ist für den Dauerbetrieb des Fahrzeuges gedacht. Daher sind auch bei Fahrten ins Ausland keine Einschränkungen zu erwarten. Solltest Du nur gelegentlich mit Deinem Wohnmobil an historischen Veranstaltungen teilnehmen, ist das rote 07-Kennzeichen ausreichend.

Wie viel kostet das H-Kennzeichen?

TÜV und Zulassung für Fahrzeuge mit historischem Nummernschild erfordern Kosten zwischen 50 und 100 Euro. Bei einem Wunschkennzeichen können weitere 20 Euro an Gebühren anfallen. Das Prägen der Nummernschilder sowie die Ummeldung schlagen mit rund 100 Euro zu Buche. Ebenfalls sind die Kosten für das H-Gutachten einzukalkulieren, welche zwischen 80 und 200 Euro liegen können. Zusammenfassend musst Du also mit Kosten zwischen 150 und 420 Euro  rechnen.

Die Änderungen in Hinblick der Steuern

Ein Wohnmobil begleitet seinen Besitzer häufig ein Leben lang, was in in der Regel irgendwann Nachteile wie Durchfahrtsbeschränkungen und hohe Steuern zur Folge hat. Mit der Beantragung eines H-Kennzeichens sind deutliche Steuereinsparungen möglich.

Für Wohnmobile und Campingbusse, die eine Zulassung als Oldtimerfahrzeug besitzen, wird unabhängig von Verbrauch und Hubraum des Fahrzeugs eine Kfz-Steuer von pauschal 191,73 Euro fällig. Dies bedeutet für viele Wohnmobilbesitzer eine immense Kostenersparnis, denn üblicherweise beträgt die steuerliche Belastung für Reisemobile mehr als 200 Euro.

Versicherung für Wohnmobil mit H-Kennzeichen

Für Wohnmobile mit H-Kennzeichen existieren auf dem Markt unterschiedliche Versicherungsangebote. Diese sind zwar häufig günstiger als die normale Kfz-Vollkasko-Versicherung, jedoch kann die Suche nach dem passenden Versicherungsschutz für das Campingmobil mit historischem Nummernschild eine Herausforderung sein.

Bei herkömmlichen Kraftfahrzeug-Policen errechnet sich die Versicherungsprämie aus den Faktoren Typklasse und Schadensfreiheitsklasse. Bei Oldtimern wird zusätzlich der individuelle Fahrzeugwert berücksichtigt. Für große Versicherungsunternehmen ist in der Regel der Marktwert maßgeblich. Dieser beschreibt die Verkaufssumme, die das Fahrzeug aktuell auf dem Gebrauchtwagenmarkt erzielen würde. Eine weitere Berechnungsgrundlage von Versicherungen ist der Wiederbeschaffungswert. Dies ist der Preis, der für ein beschädigtes Gebrauchtfahrzeug bezüglich Modell, Baujahr, Marke, Zustand und Kilometerleistung für ein gleichwertiges Ersatzfahrzeug veranschlagt wird. Solltest Du Dich nun auch für Versicherung bei herkömmlichen Wohnmobilen interessieren, haben wir  für Dich den perfekten Artikel über Wohnmobilversicherungen.
Eine Versicherung des Marktwertes bietet für Wohnmobilbesitzer mehr Sicherheit, da dieser nicht von den üblichen Wertschwankungen historischer Fahrzeuge abhängt.

Viele Versicherer fordern unterschiedliche Auflagen, welche die eigenen Bedürfnisse teilweise sehr einschränken können. Folgende Voraussetzungen sind möglich:

Einige Versicherer haben die Auflage einer eingeschränkten jährlichen Kilometerleistung. Diese kann auf eine Maximalleistung zwischen 3000 und 9000 Kilometer eingeschränkt sein.

Die Versicherung hat das Recht, Fahrten ins Ausland vertraglich zu verbieten. Viele Wohnmobilbesitzer möchten Ihr Fahrzeug aber gerade für Auslandsreisen nutzen.

Bei einigen Versicherungen besteht die Notwendigkeit eines Erstfahrzeuges. Sie übernehmen einen Oldtimer nur, wenn bereits ein anderes Fahrzeug bei ihnen versichert wurde.

Es gibt Versicherer, die eine Altersgrenze in ihren Bedingungen festlegen. Das bedeutet, sie gewähren nur den Fahrern Versicherungsschutz, die 25 Jahre alt oder aber älter als 23 Jahre alt sind.

Einige Versicherungsunternehmen halten in ihren Versicherungsbedingungen fest, dass der Oldtimer nur vom Fahrzeugbesitzer selbst oder seinem Partner gefahren werden darf. Schwierig wird es, wenn Du mit Freunden unterwegs bist und Ihr Euch mit dem Fahren abwechseln möchtet. Hier kann es im Versicherungsfall zu Problemen kommen, wenn nicht vorher explizit weitere Fahrer benannt wurden. Die Aufnahme weiterer Fahrer in die Versicherung ist häufig mit Mehrkosten verbunden.

Bevor Du die Versicherung für Dein Fahrzeug abschließt, beachte auch das Kleingedruckte in den Versicherungsbedingungen, um keine bösen Überraschungen zu erleben.

Die Vorteile des H-Kennzeichens

Möchtest Du dein Wohnmobil häufiger nutzen und dabei Geld sparen, dann solltest Du über ein H-Kennzeichen nachdenken. Ein H-Kennzeichen bietet eine Menge Vorteile für Wohnmobilbesitzer.

Egal, ob es sich bei dem Oldtimer um Wohnmobil, Pkw, Bus, Lkw oder sonstiges Fahrzeug handelt – es wird immer die gleiche Steuer erhoben. Auch Verbrauch und Hubraum des Oldtimers spielen hier keine Rolle.

Zusätzlich zur Steuerersparnis ist auch die Versicherung für historische Nummernschilder im Vergleich zur herkömmlichen Kfz-Vollkaskoversicherung deutlich günstiger. Hier sind jedoch etwaige Auflagen in den Versicherungsbedingungen zu beachten. Ein H-Kennzeichen kann die Kostenstruktur eines Wohnmobils verändern. Was sonst noch so für Kosten anfallen kannst Du in unserem Artikel über Kaufpreis, Unterhalt und Zusatzkosten eines Wohnmobils nachlesen.

Feinstaubplaketten sind bei Oldtimer-Wohnmobilen eher nicht zu finden. Diese wären auch schwer zu bekommen, da die Abgaswerte es bei diesen Altfahrzeugen gar nicht zulassen würden. Eigentlich wäre somit das Befahren von Umweltzonen in Innenstädten für diese Fahrzeuge tabu. Dank des historischen Kennzeichens dürfen – allerdings ausschließlich in Deutschland – auch alte Campingfahrzeuge in Umweltzonen einfahren.

Einige Änderungen sind nicht möglich und verhindern die Beantragung des H-Kennzeichens. Jedoch sind  Änderungen gestattet, die der Sicherheit dienen wie das Nachrüsten von Anschnallgurten oder der Austausch besserer Leuchtmittel.

Die Nachteile des H-Kennzeichens

Ein H-Kennzeichen für dein Wohnmobil klingt zunächst vielversprechend, aber es gibt auch ein paar Nachteile, die du beachten solltest. Sei es nun die gewerbliche Nutzung, die anfallenden Kosten für den historischen Umbau oder die Feinstaubplakette im Ausland.

Beim Aus- und Umbau eines alten Wohnmobils mit H-Kennzeichnung sind bestimmte Regelungen zu berücksichtigen. Das zeitgenössische Äußere des Fahrzeugs darf durch nachträgliche An- und Einbauten nicht verfälscht werden.  Nicht zulässig sind der Einbau von modernsten Navigationsgeräten und Lackierungen in vielen verschiedenen Farben. Der Erhalt der Plakette kann so gefährdet sein oder sich verzögern, bis der historische Zustand des Fahrzeugs wieder hergestellt ist.

Wie bereits erwähnt, haben Versicherungen das Recht, bestimmte Vorgaben für historische Fahrzeuge zu machen. Das kann die Notwendigkeit eines Erstfahrzeugs oder die Vorgabe für eine maximale jährliche Kilometerleistung sein. Außerdem werden häufig auch Fahrten ins Ausland ausgeschlossen.

Der Erhalt eines historischen Fahrzeugs bedeutet nicht selten hohe Kosten und immensen Arbeitsaufwand. Wer dies nicht in Eigenregie leisten kann, muss für die Restaurierung meistens tief in die Tasche greifen. Nicht selten entstehen Kosten von einigen hundert oder tausend Euro.

Ein H-Gutachten erfordert einen hohen Aufwand, der nicht unterschätzt werden sollte. Wie hoch der Aufwand und die Kosten tatsächlich ausfallen, richtet sich nach dem Zustand des Fahrzeugs.

Wer sein historisches Fahrzeug gewerblich nutzen möchte, wird hier leider enttäuscht. Für gewerbliche Zwecke darf ein Wohnmobil mit H-Nummernschild nicht genutzt werden.

Im Ausland zählen diese Vorteile hinsichtlich Umweltzonen etc. nicht. Die Schweiz bietet hier die einzige Ausnahme. Vor dem Grenzübertritt kann man beim Schweizer Zoll die Befreiung von der Schwerlastabgabe für Fahrzeuge über 3,5 Tonnen sowie der Maut für sein Oldtimer-Fahrzeug beantragen.

Umschlüsselung von Lkw mit H-Kennzeichen als Wohnmobil

Eine Umschlüsselung eines Lkw zum Wohnmobil ist schwierig bis unmöglich. Es kann jedoch gelingen, das Fahrzeug als geschlossenen Kastenwagen eintragen zu lassen. Es besteht die Chance einer erfolgreichen Umschlüsselung, wenn der Umbau bereits vor 20 Jahren erfolgte oder maximal 10 Jahre nach der Zulassung durchgeführt wurde. Die historischen Fahrzeuge bleiben dann meistens unter 7,5 Tonnen und bereiten in Deutschland keine Probleme wie zum Beispiel bei den Sonntags-Fahrverboten. Im Ausland sieht es dagegen anders aus – hier gelten andere Regelungen hinsichtlich Maut, Versicherung etc. – die sich nachteilig auswirken können.

Saisonkennzeichen bei Wohnmobilen - Vorteile und Nachteile

Wer mit einem Fahrzeug nicht das ganze Jahr unterwegs sein wird, sondern dieses nur einige Monate im Jahr nutzt, für den könnte ein Saisonkennzeichen sehr interessant sein. Informiere Dich jetzt über Saisonkennzeichen.

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Bildnachweis: canva.com

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